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Das Netzwerk Waldgenetik

Die Gene der Bäume haben wesentlichen Einfluss auf deren Wachstum. Das Projekt NETGEN – Netzwerk Genetik Wald – rückt diesen Aspekt stärker in den waldbaulichen Fokus. Damit soll die Klimafitness der österreichischen Wälder verbessert werden.

Der Einfluss der Genetik auf das Wachstum der Bäume wird oft unterschätzt. Denn wird ein Baum fachgerecht gepflanzt, wächst er meistens auch. Doch kann er das vorhandene Standortspotential auch optimal nutzen? Das heißt passen Bodentyp und klimatische Bedingungen zu den Standortansprüchen seiner Gene? Das Bundesforschungszentrum für Wald (BFW) macht die Bedeutung von DNA und Co. im Projekt Netzwerk Genetik – kurz NETGEN – sichtbar.

In Zusammenarbeit mit dem Forstpflanzen-Produzenten LIECO, dem Forstbetrieb Mayr-Melnhof, dem Naturschutz-Verein Biosphäre Austria, den Waldverbänden Niederösterreich und Steiermark, der Landwirtschaftskammer Steiermark und dem Landesforstgarten Vorarlberg entsteht ein Netzwerk von herzeigbaren Demoflächen, das österreichweit zur forstlichen Wissensvermittlung zur Verfügung stehen soll. Auf der Website www.netgen.or.at werden künftig alle Informationen über diese Flächen gesammelt dargestellt.

Nicht an allen Standorten wachsen Waldbäume gleich gut.
Genetik und Herkünfte sollten daher in der Baumartenwahl eine Rolle spielen. (Foto: BFW)

Der erste Schritt im Projekt ist die Auswahl geeigneter Flächen. Um aus bereits existierenden Beständen Best-Practice-Beispiele auszuwählen, müssen diese gewissen Kriterien entsprechen. Stehen die Flächen, die über das gesamte Bundesgebiet verteilt sind, endgültig fest, sollen dort Exkursionen stattfinden. Infotafeln am Standort und Factsheets auf der Website geben zusätzliche Informationen, die für Laien sowie für Fachleute aufbereitet werden.

Bewusstsein für Klimafitness

Dies wird zum einen Waldbesitzerinnen und Waldbesitzern dabei helfen, ihren eigenen Wald besser zu verstehen und Erkenntnisse bezüglich Waldgenetik und Klimawandel mehr in die eigenen Planungen einfließen zu  lassen. Durch einige frei zugängliche Bestände wird zum anderen gleichzeitig das öffentliche Bewusstsein für diese wichtigen Themen gestärkt.

Der Klimawandel unterscheidet nicht, ob ein Wald einem Forstbetrieb oder einem hoffernen Waldbesitzer gehört. Entscheidend ist, ob und wie bewirtschaftet wird. Der Anteil an Klein- und Kleinstwaldbesitzern ist mit etwa 145.000 Menschen in Österreich relativ hoch. Jene Waldeigentümer, die weniger als 200 Hektar besitzen, haben pro Betrieb eine durchschnittliche Waldfläche von 9,2 Hektar. Diese Tatsache macht es schwierig, einheitlich klimafitte Waldbewirtschaftungskonzepte auf größeren Flächen in die Tat umzusetzen. Hinzu kommt, dass viele Kleinwaldbesitzer den Kontakt zu ihrem Wald verloren haben oder eine Bewirtschaftung aus anderen Gründen ausschließen.

Praxisnahe Wissensvermittlung

Die Aktivierung dieser „schlummernden Wälder“ der hoffernen Waldbesitzer ist eines der Ziele im Projekt NETGEN. Vor allem hofferne Waldbesitzer sollen zum Setzen waldbaulicher Maßnahmen motiviert werden. Die dadurch höhere Produktivität und Stabilität fördert nicht nur die nationale Wertschöpfungskette, sondern auch die Speicherung und Bindung von Kohlenstoff. Dies ist ein wertvoller Beitrag, den Wald in Österreich fit für den Klimawandel zu machen. Zusätzlich wird die Wirtschaftsleistung der Forstbetriebe und Waldbauern nachhaltig verbessert und die Rolle der Genetik auf den Wald hervorgehoben und verdeutlicht.

Auf den Demoflächen wird Wissen über die klimafitte Waldbewirtschaftung praktisch vermittelt. (Bild: BFW)

Die Gruppe der hoffernen Waldbesitzer ist über die klassischen forstlichen Medien nur sehr schwer zu erreichen, deshalb wird auf breit gestreute Öffentlichkeitsarbeit und eine moderne Wissensvermittlung via geschickt eingesetzter Kurz-Videos und Infografiken gesetzt.

Durch das vermittelte Wissen und dessen Anwendung wird nicht nur eine Ertragssteigerung erreicht, sondern zusätzlich mehr genetische Vielfalt. Damit steigen Resilienz und Biodiversität, die Bestände werden stabiler gegen biotische wie abiotische Schäden. Angepasste Bewirtschaftung und standortgerechte Baumartenwahl sind eine wichtige Vorsorge gegen aktuelle und zukünftige Einflüsse des Klimawandels wie regional zunehmende Trockenheit, stärkere Sturm-, Frost- und Niederschlagsereignisse und höhere Temperaturen.

Netzwerk auf mehreren Ebenen

Vom Netzwerk des Projektteams ausgehend, soll NETGEN forstliche Fachleute, Wissenschaft und Forschung sowie die forstlich interessierte Öffentlichkeit miteinander verknüpfen. Zudem wird auch mit Projekten mit ähnlichen Themenschwerpunkten kooperiert: zum Beispiel „Wald nützen, Klima schützen“ oder „klimafitter Wald„.

Der Mehrwert für den Sektor besteht in der Implementierung klimafitter Waldbewirtschaftung, der Mobilisierung von Holz aus Wäldern hofferner Waldbesitzer und der Etablierung neuer Herkunfts-, Aufforstungs- und Stammzahlhaltungsversuche. Auf die Vermittlung von Wissen rund um den Wald im Klimawandel an die Bevölkerung wird hoher Wert gelegt. NETGEN soll als Bindeglied aller Akteure Verständnis für die Interessen der Forstwirtschaft schaffen und gleichzeitig die Wichtigkeit eines sinnvollen dynamischen Naturschutzes aufzeigen.

Das Projekt NETGEN wird über die LE 14 – 20, das Österreichische Programm für ländliche Entwicklung, finanziert.