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Generhaltungswälder

Buchenwald bei Pottenstein, Niederösterreich

Generhaltungswälder sind das Instrument zur in situ-Generhaltung der waldgenetischen Ressourcen in Österreich.

In situ-Generhaltung ist die Erhaltung einer genetischen Ressource, also einer bestimmten Population einer Baumart, in ihrem ursprünglichen Ökosystem. Diese Art der Generhaltung fokussiert auf die Bewahrung von entsprechend großen Populationen über Generationen hinweg, um deren adaptives Potential langfristig zu erhalten.

Solche Wälder bilden eine genetische Versicherung, damit die Forstwirtschaft in Zukunft auch unter veränderten Umweltbedingungen auf genetisch vielfältige und somit stabile Baumpopulationen zurückgreifen kann. Das Institut für Waldbiodiversität und Naturschutz des BFW betreut das österreichische Generhaltungsprogramm, das in ein gesamteuropäischen Netzwerks eingebettet ist (www.eufgis.org). Das österreichweite Netz an Generhaltungswäldern trägt damit einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung der genetischen Vielfalt als die Basis für stabile Wälder der Zukunft bei.

Die in situ-Generhaltung hat mehrere Vorteile

Einerseits bleiben bei dieser dynamischen Methode die natürlichen Selektionsprozesse, andererseits aber auch die gesamten ökosystemaren Eigenschaften des betroffenen Waldes erhalten. Überdies ist es im Vergleich zu ex situ-Erhaltungsmaßnahmen (Generhaltungsplantagen) die sicherste und auch ökonomisch einfachste Möglichkeit, eine Waldbaumpopulation lebensfähig zu erhalten. Voraussetzungen für die langfristige Erhaltung der ausgewählten genetischen Ressource sind die Naturverjüngung dieser Bestände sowie die Vermeidung von unerwünschtem Pollen- und Sameneintrag (z. B. aus benachbarten nicht angepassten Populationen der gleichen Art).

Österreichkarte. Eigezeichnet sind die Orte der Generhaltungswälder
Generhaltungswälder in Österreich (Stand: 2016)

Mehr als 9.300 ha Wald für in situ-Generhaltung

Insgesamt sind derzeit in Österreich über 9.300 ha Wald für die in situ-Generhaltung gewidmet. Es wurden 295 Generhaltungswälder in etwa 20 österreichischen Waldgesellschaften ausgewiesen, die zumeist mehrere Baumarten umfassen. Die österreichischen Generhaltungswälder sind in ein gesamteuropäisches Netz an in situ-Einheiten eingewoben (www.eufgis.org). Dieses Netzwerk ist seit 2011 aktiv und umfasst derzeit 2360 Generhaltungswälder von 92 Baumarten in ganz Europa. Für alle diese Einheiten wurden einheitliche Kriterien für die Auswahl und regelmäßige Revision definiert.

Die Generhaltungswälder wurden ausschließlich im Wirtschaftswald eingerichtet. Durch gezielte waldbauliche Eingriffe sollen in diesen genetische Verluste vermieden und Naturverjüngung herbeigeführt werden. Lange Verjüngungszeiträume sollen dabei möglichst vielen Baumindividuen unterschiedlichen Alters sowie Zugehörigkeit zu unterschiedlichen Bestandeselementen (d.h. vertikaler und horizontaler Schichten) ermöglichen, ihre genetische Information an die nächste Baumgeneration weiterzugeben.

Die Auswahl der Generhaltungswälder erfolgt auf der Basis der natürlichen Waldgesellschaften sowie der Vitalität der örtlichen Population nach Meldung durch interessierte Waldbesitzer*innen und Begutachtung durch Mitarbeiter*innen des BFW. Waldgesellschaften, die infolge ihrer Seltenheit, ihres reliktischen Charakters, ihrer Lage am Arealrand oder auf Sonderstandorten besonders erhaltenswert sind, wurden nach Möglichkeit besonders berücksichtigt. Für die Baumarten Eibe, Speierling und Edelkastanie wurden dementsprechend eigene Generhaltungseinheiten geschaffen. Die Teilnahme am Generhaltungsprogramm ist für die Eigentümer*innen der Flächen freiwillig, entsprechende Förderinstrumente für Nutzungsentgang bzw. waldbauliche Behandlungen sollen künftig verfügbar werden.

Kontakt:

Heino Konrad, heino.konrad@bfw.gv.at, 01-87838-2112

Literatur und Links

Gesamteuropäisches Netz: www.eufgis.org

Geburek T., Müller F. (2006): Nachhaltige Nutzung von genetischen Waldressourcen in Österreich – Evaluierung bisheriger Maßnahmen und Perspektiven für zukünftiges Handeln. BFW Berichte 134. 36pp.

Koskela J., et al. (2012): Translating conservation genetics into management: pan‐European minimum requirements for dynamic conservation units of forest tree genetic diversity. Biological Conservation DOI: 10.1016/j.biocon.2012.07.023.

Lefévre F., Koskela J., Hubert J., Kraigher H., Longauer R., Olrik D. C., et al. (2013): Dynamic conservation of forest genetic resources in 33 European countries. Conserv. Biol.27:373384.

Schüler S., Konrad H. (2016): Dynamische Generhaltung in Europas Wäldern: Paneuropäische Konzepte nehmen Gestalt an. Schweizerische Zeitschrift für Forstwesen, Zürich, 167(6) : 326-332.