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Biodiversität im Wirtschaftswald

Kleiner Bach im Wald

Vielfalt ist jetzt aufgrund der klimatischen Änderungen wichtiger denn je. Das Projekt BIMUWA hat dazu einen Leitfaden für Bewirtschafter:innen entwickelt.

Vor dem Hintergrund der globalen Klimakrise nehmen Wälder, die nahezu die Hälfte der gesamten Fläche der Republik bedecken, als Lebensraum für Tiere und Pflanzen, Biomassequelle, CO2-Speicher und grüne Lunge Österreichs eine zentrale Rolle ein. Gleichzeitig geraten sie zunehmend unter Druck. Trockenheit und die Ausbreitung von invasiven Arten schwächen den Wald. Schädlinge, Krankheiten und Unwetter können sich mitunter schwerwiegend auf ihn auswirken.

An Bedeutung gewinnt deshalb ein Management, das den Schutz der Arten und die Nutzung der Kulturlandschaft Wald gleichermaßen berücksichtigt. Genau hier setzt der Handlungsleitfaden „Biodiversität und multifunktionale Bewirtschaftung im Wald (BIMUWA)“ an. Er bietet spezifische Maßnahmenvorschläge für Waldbewirtschafter:innen, fokussiert auf gefährdete Arten und Lebensräume der PEFC-Region 6 (Östliche Zwischenalpen). Für jedes Wuchsgebiet der Modellregion wurden Biodiversitätsleitbilder und Naturschutzmaßnahmen für eine multifunktionale Waldbewirtschaftung entwickelt.

Diese sind in einem Handlungsleitfaden mit Merkblättern für die Biodiversitätsförderung detailliert dargestellt, wodurch BIMUWA einen wissenschaftlich fundierten, praktischen Ansatz für den freiwilligen Biodiversitätsschutz in dieser Region bietet. „Mithilfe des BIMUWA-Leitfadens ist es allen Waldbewirtschaftenden möglich, einen individuellen Beitrag zur Förderung der Biodiversität im eigenen Wald zu leisten“, fasst der BFW-Projektleiter Georg Frank zusammen.

Vielfalt und Forstwirtschaft im Einklang

Totholz ist nicht nur ein wichtiger Indikator für Artenvielfalt, sondern Lebensraum für zahllose Organismen wie Pilze, Flechten, Insekten oder Vögel. Um Biodiversität im Waldökosystem zu fördern oder zu erhalten, ist es eine notwendige Bedingung. Dafür ist neben liegendem, vor allem auch stehendes und dickstämmiges Totholz mit einem Brusthöhendurchmesser von über 20 cm ökologisch wertvoll. Mit langfristigerer Planung ist die Erhöhung der horizontalen und vertikalen Strukturvielfalt verbunden. Dabei geht es um die Schaffung und Förderung von Kraut-, Strauch-, Baumschichten, die Mischungsformen von angepassten Baumarten und verschiedenen Altersklassen.

Die horizontale Struktur beschreibt, wie die Bäume im Raum verteilt sind und wie unterschiedlich die räumliche Durchmesserverteilung von Baum zu Baum ist. Es gibt Maßnahmen, wie der Lebensraum Wald unterstützt und gleichzeitig genutzt werden kann. Ast- und Steinhaufen eignen sich an sonnigen Stellen für Reptilien, im Schatten für Amphibien. Gefördert werden können auch Lebensräume wie Quellfluren und Nassgallen. Quellfluren entstehen an Quellen, Nassgallen sind ständig feuchte Stellen durch das Grundwasser. Die Publikation wirft einen Blick auf die naturnahe Bewirtschaftung von Waldrändern. Der Aufbau von Altholz- oder Biodiversitätsinseln und Biotopbäumen zählt zu den aufwändigeren Maßnahmen. Sie dienen als Trittsteinbiotop für seltene oder gefährdete Arten.

Aufwand und Qualitätssicherung

Um freiwillige Naturschutzmaßnahmen in ein bestehendes Betriebskonzept einzubauen, ist es wichtig, dass sie einfach umzusetzen sind. Das Team von BIMUWA bewertet, wie umfangreich die biodiversitätsfördernden Maßnahmen sind. So kann auch mit kleinem Budget viel getan werden. Zu guter Letzt gilt es zu überprüfen, ob die vom Konsortium vorgeschlagenen Maßnahmen etwas für die Biodiversität bewirken. Dazu wurde vom BFW ein Leitfaden zur Evaluierung und Qualitätssicherung entwickelt.

„Es wird niemals möglich sein, die ganze Mannigfaltigkeit der Biodiversität vollständig zu erfassen. Im Leitfaden wird daher ein grundlegend anderer Ansatz gewählt. Nicht die Biodiversität selbst in ihrer ganzen unermesslichen Bandbreite ist Gegenstand der Evaluierung, sondern die Anwendung der fundiert ausgearbeiteten Maßnahmenvorschläge, die zur Erhaltung der Biodiversität führen“, erklärt Georg Frank die Strategie. Der Evaluierungsleitfaden ist als Checkliste konzipiert, die eine strukturierte Abfrage erlaubt, ob und wie die vorgeschlagenen Maßnahmen bei den Waldbesitzer:innen angekommen sind und wie sie umgesetzt werden.

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