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Sind Kleinwaldbesitzer auf die Folgen des Klimawandels ausreichend vorbereitet?

Wanderer gehen auf unasphaltierter Straße in Richtung Wald. Foto: Rainer Sturm / pixelio.de

Im Hinblick auf einen Klimawandel wird unter Expertinnen und Experten diskutiert, welche Maßnahmen jetzt empfohlen werden sollen, sodass die Wälder für diese Veränderungen gerüstet sind. Zwischen den großen Forstbetrieben, Vertretern der Forstpolitik und der Forstwissenschaft besteht ein reger Austausch. Kleinstwaldbesitzer nehmen an der Diskussion meist nicht teil.

Die Gruppe der „neuen wald­fernen Waldbesitzer“ wird durch die traditionellen Informationsanbieter (Berufsverbände und Interessensverbände) leider auch nicht erreicht. Weitere Besonderheiten: Dieser Gruppe sind die Herausforderungen, die der Klimawandel für die Waldbewirtschaftung hat, nicht unbedingt bewusst und sie ist durch die Kleinheit der einzelnen Waldparzellen und damit der Unregelmäßigkeit der Holzernte in den regionalen Holzmarkt nicht gut eingebunden. Den Kleinstwaldbesitzern fehlt häufig auch die erforderliche technische Ausrüstung und die Kenntnis ihrer Handhabung.

Welcher Waldzustand ist erstrebenswert?

Um die Haltung der Kleinstwaldbesitzer zu erfassen, bediente man sich im Rahmen des Projektes „Private Forest Adapt“ der Technik des Choice-Experiments. Dabei wird mit einer strukturierten Befragung die Teilnehmerin und der Teilnehmer charakterisiert. Er bzw. sie wird mit der Frage konfrontiert, welcher Waldzustand erstrebenswert erscheint. Dabei wird der Waldzustand durch Beschreibungen, ökologische und ökonomische Kennwerte und durch grafische Darstellungen charakterisiert.

Es muss bedacht werden, dass die Adressaten der Befragung keine Forstexperten sind. Daher werden fachspezifische Kennwerte nicht richtig interpretiert. Die Fragestellung darf aber nicht trivial sein, da sonst nur Gemeinplätze über den Wert von Wald in Erfahrung gebracht werden und der Wissensfortschritt gering ist.

Im oberen Teil der Grafik ist die aktuelle mittlere Jahrestemperatur
sichtbar, darunter sieht man die mittlere Jahrestemperatur für das Jahr 2080.

Als Testregionen wurden Gebiete in der Süd-West-Steiermark und in Tirol ausgesucht. Die Regionen repräsentieren einen relevanten Teil des österreichischen Kleinprivatwaldes. Die Ergebnisse aus den österreichischen Testregionen wurden um Fallstudien in Bayern und Slowenien erweitert.

Erhöhung des Laubholzanteils

Über die Hälfte der Teilnehmer waren der Ansicht, dass in den nächsten 20 Jahren Maßnahmen durchgeführt werden müssen. Die andere Hälfte war der Meinung, dass es keiner Maßnahmen in ihrem Wald bedarf, um diesen an den Klimawandel anzupassen (22.7%) oder beantwortete die Frage mit „ich weiß nicht“ (19,1%). Anhand des Choice-Experiments wurden drei Typen von Kleinwaldbesitzern identifiziert:

  • 60% der Kleinwaldbesitzer sind zweckorientiert. Sie verfügen über einen großen Anteil an produktivem Fichtenwald, dennoch sind sie sensibel bezüglich Erntemethoden und wählen Dienstleister bewusst aus. Sie möchten im Wald keine signifikanten Veränderungen vornehmen, ausgenommen ist die Erhöhung des Laubholzanteils.
  • Als Naturliebhaber und erholungsorientiert erwiesen sich 30% der Kleinwaldbesitzer. Finanzielle Anreize sind ihnen nicht wichtig, die Erhöhung des Laubholzanteils in ihrem Wald jedoch schon.
  • Traditionsbewusste Kleinwaldbesitzer stellen 10% der Befragten dar. Sie sehen den Wald eher als Belastung und glauben nicht an Klimawandel.

Im Großen und Ganzen zeigte sich, dass die Kleinwaldbesitzerinnen und -besitzer einen emotionalen Zugang zur Waldbewirtschaftung haben im Gegensatz zu anderen eher ökonomisch orientieren Waldbesitzern. Das heißt, sie reagieren kaum auf finanzielle Anreize, sondern sind großteils nur über die Informationsschiene erreichbar. Projektpartner waren die Universität für Bodenkultur Wien und die Technische Universität München.