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Walnuss-Borkenkäfer

Ein in den USA seit 2001 bekannter Pilz (Geosmithia morbida) ist schuld an der Zerstörung von Schwarz- und Walnuss. Unterwegs mit einer Borkenkäferart (Pityophthorus juglandis) ist er nun erstmals in Europa, und zwar in Norditalien angelangt. Oder ist er erst jetzt das erste Mal festgestellt worden? Was bedeutet das für das Ökosystem und die Forstwirtschaft? Wie kann man in Österreich präventiv tätig sein? Die Faktenlage

„Ohne Nüsse wäre die italienische Küche um eine wichtige Zutat ärmer. Die dunkle Färbung des Holzes und seine prägnante Maserung machen den Baum auch für den Möbelbau interessant. Wenn ein Kind auf die Welt kommt, dann wird in Norditalien traditionell ein Nussbaum gepflanzt“, schwärmt Lucio Montecchio, Professor der Forstwirtschaft an der Universität Padua. Aber es ist nicht nur der emotionale Wert, den die beiden Baumarten aus der Gattung der Walnüsse (Juglans) haben. Es handelt sich um zwei wichtige Arten im ökologischen und forstwirtschaftlichen Sinn. „Ihre Früchte sind Nahrungsmittel für eine Reihe von Tieren im Wald. Forstwirtschaftlich betrachtet ist die Schwarznuss ein wichtiges Wert- und Möbelbauholz, da sie schnell und geradschaftig wächst“, sagt Dr. Thomas Cech vom Institut für Waldschutz am Bundesforschungszentrum für Wald.

Diagnose 1000-canker

Lucio Montecchio war es, der die 1000-canker-Krankheit im September letzten Jahres nahe Padua im Nordosten Italiens in einem Garten und in einer Plantage diagnostiziert hat. Die Symptome dieser Krankheit, deren Name aus dem Englischen nicht mit „Krebs“, sondern mit „Geschwür“ übersetzt wird, sind in den USA Mitte der 90er Jahre in mehreren westlichen Staaten festgestellt worden. Schuld an der Verbreitung der Krankheit ist eine Borkenkäferart (Pityophthorus juglandis), die einen für Schwarz- und Walnuss verheerenden Pilz in sich trägt: Geosmithia morbida. Wo er in den USA natürlich vorkommt, dort befällt er – außer Schwarznuss – Nussarten, ohne nennenswerte Schäden anzurichten. Bei Schwarz- und Walnuss verfärbt und lichtet sich der obere Teil der Baumkrone. Das alles passiert innerhalb von ein bis drei Jahren bis der Baum abgestorben ist. „Zu retten ist der Baum nur in einem frühen Befallsstadium. Es gilt, die allgegenwärtigen Käfer loszuwerden. Sind zu viele vorhanden, kommt es immer wieder zu neuen Infektionen“, rekonstruiert Thomas Cech das Szenario.

Gefährdetes Eigentum

Lucio Montecchios finanzielle Mittel für die notwendigen Labor- und Monitoringarbeiten sind begrenzt. Für das nächste Jahr gibt es zwar eine Zusage der italienischen Regierung, es ist jedoch noch nichts fixiert. Zunächst galt es, in Kooperation mit den Behörden den Befallsherd großräumig zu definieren, um die Entwicklung dieser Krankheit genau zu beobachten und Maßnahmen für eine weitere Ausbreitung zu setzen. Aus diesem Bereich dürfen nun keine Teile von Schwarz- und Walnuss „verbracht“ werden, wie der forstwirtschaftlich korrekte Begriff dazu lautet. Das heißt, man darf weder die Bäume privat nutzen oder auch nur Teile davon aus dem abgesteckten Gebiet hinaustragen. „In den lokalen Medien gehen seit einiger Zeit die Wogen hoch. Es gibt vor allem für Walnuss-Bäume, die in Privatgärten stehen, kein Verständnis dafür, dass diese im Rahmen der notwendigen Maßnahmen beschnitten bzw. gefällt werden müssen. Es wird fast als eine Enteignung wahrgenommen. Und deshalb ist es wichtig, die Bevölkerung entsprechend zu informieren“, so Lucio Montecchio.

Warum Italien?

Warum die Krankheit erstmals in Padua entdeckt wurde, lässt sich vermutlich anhand der Handelszahlen erklären. Um die 175.000 m3 Holz gelangten zwischen 2004 und 2013 aus den USA nach Italien, womit es als Hauptimportland in Europa gilt, dicht gefolgt von Deutschland mit knapp 100.000m3. Das europäische Netzwerk EPPO hat nun im Jänner 2014 die 1000-canker-Krankheit auf seine rote Liste gesetzt. EPPO setzt sich für den Austausch von phytosanitären Informationen bei invasiven Arten ein, wodurch die Expertinnen und Experten in allen europäischen Ländern in Alarmbereitschaft gebracht werden können, um entsprechende Maßnahmen, besonders was Auflagen bei Holzkontrollen betrifft, zu setzen. Eine Verhinderung der Ausbreitung von kritischen Arten gelingt nicht leicht, denn ein Käfer ist von Grenzen wenig beeindruckt.

Prävention in Österreich

Prävention ist derzeit nur durch entsprechende Informationen und eine Diagnose der Krankheit in einem frühen Stadium möglich. Dafür ist es notwendig, eine breite Bevölkerungsschicht wie FörsterInnen, BaumschulenbesitzerInnen und GartenbesitzerInnen über die 1000-canker-Krankheit und ihre Symptome auf dem Laufenden zu halten.

Links

BFW-Schadensanalysesystem

www.eppo.int
www.luciomontecchio.it
www.thousandcankers.com

1000-canker im Überblick

Bilder

Kontakt bei Rückfragen und Schadensfällen

Dr. Thomas Cech, thomas.cech@bfw.gv.at, 0043 1 878 38 – 1102