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Wald woanders … in Island

Island hat in Europa die geringste Waldfläche, dafür aber eine, die am „schnellsten“ zunimmt. Ein Kurzporträt über eine bemerkenswerte Landschaft

Islands bewaldete Fläche beträgt 1,3 Prozent oder 133.000 Hektar (NIR UNFCCC 2011). Das Land hat somit in Europa am wenigsten Wald zur Verfügung. Man schreibt diese der intensiven Landnutzung durch die Wikinger zu, die im frühen Mittelalter die Insel besiedelten. Wenn der Touristenmagnet Strokkur, Islands momentan aktivster heißer Geysir, in die Luft steigt, dann kann das bis zu 40 Meter sein. Das ist in etwa so hoch wie eine stattliche Fichte in ihren besten Jahren. Die Sitka-Fichte nimmt zwar 4900 Hektar Fläche ein, sie ist allerdings nicht das Kennzeichen dieser außergewöhnlichen Insel. Island ist eines der nördlichsten gelegenen, besiedelten Gebiete, liegt auf dem mittelozeanischen Rücken im Atlantik und weist eine starke seismische Aktivität auf: mit etwa 30 aktiven Vulkanen, unzähligen heißen Quellen und einem überaus fantasievollen Bezug zur Natur. Island ist bekannt für einen Fundus an mystischen Figuren, die Natur und Geisteswelt miteinander verbinden.

Kennen Sie skógur?

In den letzten Jahrzehnten bemüht man sich, Island wieder aufzuforsten, um der Bodenerosion Einhalt zu gebieten. Die Waldzuwachsrate gemessen an der Landesgröße ist für den Zeitraum zwischen 2005 und 2015 in Island europaweit sogar am höchsten, gefolgt von Montenegro und Moldavien (Forest Europe 2015). Die weitaus häufigsten Arten im kultivierten Wald sind die Sibirische Lärche und die Gebirgsbirke, eine Unterart der Moorbirke. Es ist ein Langzeitprojekt, das mittlerweile 0,4 Prozent Islands Fläche einnimmt. Der überwiegende Teil von 0,9 Prozent gehört den natürlichen Birkenwäldern, auf Isländisch skógur.

Topografische Verhältnisse

Island ist mit 100.000 km2 nach Großbritannien die zweitgrößte Insel Europas, dafür die bevölkerungsärmste. Die Dichte liegt bei etwa 3,5 Personen pro Quadratkilometer (2018). Dreiviertel der 368.000 EinwohnerInnen lebt in der Hauptstadt Reykjavik, da nur der Süden und Westen der Insel vom warmen Golfstrom profitieren. Der Reiz besteht aus der Kombination seiner vulkanischen Tätigkeit und der eisreichen Topografie: Es gibt vier große Gletscher, die etwa zehn Prozent der Inselfläche einnehmen. Auf etwa ein Prozent der durch Vulkane typisch schwarz gefärbten Böden wird Ackerbau betrieben, etwa 20 Prozent der Tundra wird als Weide für Viehzucht genutzt. Milch- und Fleischproduktion sind demnach auf Island wichtig. Als Haupteinnahmequelle dient allerdings die Fischerei. Insgesamt sind es rund 760.000 Quadratkilometer (Europaparlament), die Island als Fischereizone zur Verfügung stehen. Die Nutzung der warmen Quellen dient vor allem als Erdwärme für Strom und Heizung, für die Bewirtschaftung von Aquakultur für Lachs und Forelle und dem Anbau von landwirtschaftlichen Produkten im Glashaus. Denn auch im Sommer geht das Thermometer dort nur auf circa 14 Grad Celsius empor. Seit der Finanzkrise, die Islands Volkswirtschaft im Jahr 2008 massiv beutelte, setzt man wieder auf traditionelle Einkommensquellen, und das sind vor allem die Fischerei und der Tourismus. Islands Kreditgeschäfte beruhten bis 2008 vorwiegend auf Fremdwährungskrediten, deren Raten für Privathaushalte ab dem Zeitpunkt unbezahlbar waren, als die Isländische Krone rapid an Wert verlor. Ein Staatsbankrott konnte nur durch die Schließung dreier isländischer Großbanken abgewendet werden. Mit der Covid-19-Pandemie wird wie überall ein neues Kapitel in der Volkswirtschaft aufgeschlagen. Sanften Tourismus möchte man künftig wieder zulassen, um den Druck auf die Natur zu nehmen, sagt Island Premierministerin Katrín Jakobsdóttir in einem Interview. Die 44-jährige, die aus der grünen Bewegung kommt, ist seit 2017 im Amt.

Waldbesitz in Island

Die isländische Waldinventur arbeitet seit 2001 an der Quantifizierung der Wälder. 2010 gehörte 34 Prozent der öffentlichen Hand, 16 Prozent privaten forstlichen Organisationen und 50 Prozent privaten Personen. Auch in Island ist der Klimawandel zu spüren. Permafrost taut auf, Gletscher gehen zurück, manchen gibt es vielleicht auch Hoffnung, weil nun der Wald schneller wächst.

Icelandic Forest Service (IFS)

Dieser Artikel ist in der Lichtung 6 publiziert. Das ganze Heft ist kostenfrei zu bestellen unter bfw.ac.at/webshop