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Am Regelwerk für weltweite Treibhausgasbilanzen arbeiten

Wien, Jänner 2020 | Bereits zum zweiten Mal ist Thomas Gschwantner vom Institut für Waldinventur Lead Author bei der Erstellung der IPCC-Guidelines (Intergovernmental Panel on Climate Change). Sie sind Voraussetzung für eine adäquate Berichterstattung der nationalen Treibhausgas-Emissionen.

Soeben sind die aktualisierten IPCC-Guidelines für Treibhausgas-Inventuren erschienen. Nach über zehn Jahren wurden die bestehenden Richtlinien auf den neuesten Stand der Forschung gebracht. Die IPCC-Guidelines sind die methodische Grundlage für die Berechnung der vom Menschen verursachten Emissionen und der Treibhausgase-Bindung in den Mitgliedstaaten zur Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (UNFCCC). Die Entwicklung der Guidelines wird von der Task Force on National Greenhouse Gas Inventories (TFI) des IPCC geleitet. Insgesamt waren über 280 Wissenschaftler aus rund 50 Ländern an der Aktualisierung der umfangreichen fünfbändigen Richtlinien beteiligt. Thomas Gschwantner vom Institut für Waldinventur hat erneut an IPCC-Guidelines als Lead Author mitgewirkt und stellt die Situation folgendermaßen dar: „Die Datengrundlagen für Treibhausgas-Inventuren können in den Ländern sehr unterschiedlich sein. Die Guidelines berücksichtigen diese Unterschiede und unterstützen die kontinuierliche Verbesserung der Treibhausgas-Inventuren in den Mitgliedstaaten der Klimarahmenkonvention.“

Klimaabkommen und Hintergründe

Das Ziel von UNFCCC ist die Stabilisierung der Treibhausgaskonzentration in der Atmosphäre, um eine gefährliche Störung des Klimasystems durch den Menschen abzuwenden. Mit dem Kyoto-Protokoll wurden erstmals verbindliche Zielwerte für die Treibhausgas-Emissionen in den Industrienationen festgelegt. Das nachfolgende Pariser Abkommen hat das Ziel, die menschenverursachte globale Erwärmung auf deutlich unter 2 °C gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen. Mit den Treibhausgas-Inventuren berichten die Mitgliedsstaaten über die Entwicklung ihrer Emissionen und damit auch über ihre Maßnahmen gegen die Klimaerwärmung. Bislang konnte jedoch eine weltweite Stabilisierung der Treibhausgas-Emissionen oder gar eine Trendumkehr nicht erreicht werden.

Waldstatistik und Treibhausgase

Totholz in einem Regenwald in New South Wales

Wälder sind eine der wenigen Landnutzungsformen, in denen Kohlendioxid aus der Atmosphäre langfristig in der Biomasse gespeichert werden kann. „Waldinventuren kommt im Treibhausgas-Monitoring eine ganz wesentliche Bedeutung zu“, sagt Thomas Gschwantner und ergänzt weiter „mit ihrem detaillierten und großflächig repräsentativen Datenpool ermöglichen Waldinventuren qualitativ hochwertige Aussagen über die CO2-Speicherung und die Freisetzung von Treibhausgasen im Wald, auf statistisch fundierter Basis.“ Wichtig in der Diskussion zur CO2-Speicherung ist auch die Nutzung und Verwendung von Holz zur Emissionsvermeidung aus fossilen Energieträgern. Langlebige Holzprodukte können durch ihre Speicherwirkung einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Der wissenschaftliche Fortschritt, neue technische Entwicklungen, aber auch neue Aspekte erfordern von Zeit zu Zeit eine Aufarbeitung der IPCC-Guidelines. „Die natürlichen Schadereignisse wie Borkenkäferschäden oder extreme Wetterbedingungen sind ein Beispiel für eine Aktualisierung. Ein Thema, das in Zukunft wichtiger werden wird“, meint er abschließend.

Interessante Links:
IPCC-Guidelines

„Praxistag Wald der Zukunft“ (Artikel ist über die Suche im Menü zu finden)

Interview mit ZAMG-Chef Dr. Michael Staudinger zum Thema (ab S. 8 der Lichtung)