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Bootcamp zur Baumartenvielfalt macht Teilnehmer*innen klimafit!

Heino Konrad zeigt Teilnehmenden Foto-Tafel von einem Eschenbaum.

50 Liegestütze, 100 Kniebeugen, 50 Strecksprünge und nochmal alles von Anfang! Nein, damit hat sich das Bootcamp zur Baumartenvielfalt natürlich nicht befasst. Bei dieser Veranstaltung handelte es sich um ein Training zur Erhaltung der Vielfalt und Fitness von Baumarten.

Warum Bootcamp zur Baumartenvielfalt?

Das Bootcamp fand Anfang September 2022 zum ersten Mal im Versuchsgarten Tulln des Bundesforschungszentrums für Wald (BFW) statt. Es ermöglichte Waldbesitzer*innen, Waldbewirtschafter*innen sowie Interessierten aus den Bereichen Forstwirtschaft und Naturschutz die Arbeitsschritte zur Erhaltung der Baumartenvielfalt kennen zu lernen.

„Das BFW baute in den vergangenen Jahren einen reichen Erfahrungsschatz auf, wie sich die österreichischen Wälder an die Klimaerwärmung anpassen können. Klimaschutz braucht auch Biodiversität deshalb hat das BFW unterschiedlichste Methoden zum Erhalt der Baumartenvielfalt entwickelt.“

Peter Mayer, Leiter des BFW

Im Versuchsgarten Tulln werden mit speziellen Techniken Pflanzen für den Erhalt und die Zucht von klimafitten und standortspezifischen Baumarten produziert. Die Fachexpertise, die im Rahmen des Bootcamps von Seiten der Baumschul-Gärtner und BFW-Expert*innen vermittelt wurde, umfasst die Saatgutvermehrung, Veredelungen, Anzucht und Aussaat von heimischen Gehölzen, sowie den Umgang mit Schädlingen. Als Einstieg in die Saatgutvermehrung wurde das vom BFW produzierte YouTube-Video Günther hat einen Wald geerbt – Wertvolles Saatgut für klimafitte Bäume präsentiert und das wohlig duftende Saatgutlager besichtigt.

Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen bekamen in einem kleinen Gefäß Baumsamen für die Aussaat am Gelände des Versuchsgartens. Der BFW-Gärtner Franz Henninger veranschaulichte, wie man mit einem Brett mit Rillen kurzerhand unzählige Bahnen für die Aussaat in die Erde formen kann: Er legte das Brett in das leere Beet, stellte sich drauf, sprang zwei Mal in die Höhe, um mehr Druck auszuüben und als er das Brett aufhob, waren die Bahnen im Beet als Abdruck klar definiert. In diese feinen Bahnen konnten die Baumsamen von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern mühelos ausgesät werden und können nun in Reih und Glied zu kleinen Bäumchen heranwachsen.

Aussaat von Baumsamen in ein angelegtes Beet
Aussaat von Baumsamen in den vorab angelegten Bahnen. Foto: BFW, Irene Gianordoli

Ab in die erste Runde!

Die 20 Teilnehmer*innen des ersten Bootcamps brachten unterschiedliche Voraussetzungen mit, daher konnte sich jede/r entscheiden, ob er/sie bei den Anfänger*innen mitmachte oder bei der Gruppe der Fortgeschrittenen, die bereits Erfahrungen in der Veredelung oder Saatgutvermehrung hatten. So konnte auf die Bedürfnisse der Teilnehmer und Teilnehmerinnen individuell eingegangen werden.

Im Stationenbetrieb wurden die verschiedenen Methoden zur Erhaltung, Zucht und Vermehrung von Baumarten vermittelt. Die Veredelung beispielsweise war vielen bereits ein Begriff, jedoch eher im Zusammenhang mit Obstbäumen. Doch auch bei Laub- und Nadelbäumen hat die Veredelung ihre Berechtigung. Diese Methode ist zwar aufwendig, aber wirtschaftlich, da mindestens ein Kulturjahr eingespart werden kann. Doch was geschieht bei der Veredelung eigentlich? Grundlegend ist die Veredelung eine wichtige Methode zur Vermehrung von Bäumen oder Sträuchern, wobei zwei Pflanzenteile mit verschiedenem genetischen Erbgut miteinander verbunden werden und schließlich zu einer einzelnen Pflanze verwachsen.

Veredelung am Gelände des Versuchsgarten Tulln
Demonstration einer Veredelung durch Okulation am Gelände des Versuchsgartens. Foto: BFW, Irene Gianordoli

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Bootcamps konnten, ausgestattet mit Taschenmesser, Geschick und viel Geduld, selbstständig die sogenannte Chip-Veredelung an einem kleinen Nadelbaum durchführen: Zu Beginn wählten sie einen Tannen-Zweig und eine junge Tanne als Unterlage, die in etwa denselben Durchmesser hatten, damit die Veredelung gelingt. Der Zweig wird geputzt, teilweise entnadelt und die Rinde schräg angeschnitten. An der Unterlage wird mit viel Sorgfalt ebenso eine feine Schnittwunde eingeritzt. Die Veredelung klappt nur, wenn beide Schnittflächen perfekt aneinander liegen. Beide Pflanzenteile werden mit viel Fingerspitzengefühl verbunden und mittels eines Gummibandes fixiert.

Veredelung einer Jungtanne
Teamwork beim Veredeln der Jungtanne. Foto: BFW, Irene Gianordoli

Die Teilnehmer*innen unterstützen sich eifrig untereinander, damit die Schnittstellen nicht verrutschten und sich beide Pflanzenteile optimal miteinander verbinden konnten. Monate später wird von den Baumschul-Gärtnern die Unterlage gekappt und die veredelte Jungtanne kann heranwachsen. Weitere Arten der Veredelung wie die Okulation oder Geißfußpfropfung wurden von den Gärtnern im Gelände vorgeführt.
Theorie und Praxis gingen den ganzen Tag über Hand in Hand. Auf Erfahrungen der Teilnehmenden konnte aufgebaut und Neues gelernt werden.

Bootcamp geht in die zweite Runde!

Bootcamp verpasst? Kein Problem, einen neuen Termin gibt es bereits: Am 30. März 2023 geht das Bootcamp zur Baumartenvielfalt nämlich in die zweite Runde! Wieder im Versuchsgarten Tulln. Anmeldungen sind bereits möglich: waldbio-event@bfw.gv.at, Betreff: Bootcamp. Festes Schuhwerk und wetterfeste Kleidung werden empfohlen. Die Teilnehmerzahl ist auf 20 Personen begrenzt.

Das Bootcamp findet im Rahmen des BFW-Projektes Salamander statt, das der Erhaltung und dem Schutz bedrohter Arten in Waldökosystemen dient. Ein Projekt des Waldfonds – einer Initiative des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft.