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Eine Maschine gegen den Borkenkäfer

Trockenheit, ein warmer Frühling und eine hohe Populationsdichte bei den Borkenkäfern im Vorjahr – in Folge gab es 2019 wieder Rekordmengen an Käferschadholz. Wohin mit dem ganzen Käferholz?

Eine vom Bundesforschungszentrum für Wald und Universität für Bodenkultur erarbeitete technische Lösung bietet vielversprechende Ergebnisse. Die Lagerstätten sind voll, die Sägewerke nehmen nur mehr Holz in geringen Mengen und wenn zu einem schlechten Preis. Die befallenen Bäume müssen aber zum Schutz des verbleibenden Bestandes so schnell wie möglich aus dem Wald! Was also tun? Eine neue Idee soll die Logistikkette entlasten: das Entrinden der Stämme im Wald mittels umgerüsteter Harvesterköpfe.

Die Idee dahinter klingt simpel. Mit umgerüsteten Prozessorköpfen werden die befallenen Stämme so weit entrindet, dass sie gefahrlos auf Holzlagerstätten im Wald gelagert werden können. Damit sollen auftretende Spitzen und Engpässe in der Bereitstellungskette (Fällung- Rückung- Abtransport bzw. Abnahme im Werk) abgefedert werden.
Das Projekt DEBARK wird von DI Dr. Franz Holzleitner vom Institut für Forsttechnik an der Universität für Bodenkultur (BOKU) geleitet. Unterstützung bekommt er dabei von DI Bernhard Perny und DI Dr. Gernot Hoch vom Institut für Waldschutz des Bundesforschungszentrums für Wald (BFW).

Großer Vorteil: mehr Zeit

Die Entrindung der Stämme erfolgt mittels umgerüsteter Harvesterköpfe. So wird in einem weiteren Arbeitsschritt die Rinde zwischen Fällung-Entastung und Ausformung entfernt. Die Herausforderungen dabei: der zusätzlich benötigte Platzbedarf, längere Manipulationszeiten (der Harvester muss Umgreifen und einen zusätzlichen Arbeitsschritt durchführen) und eine deutliche Mehrbelastung der Maschine. Gewinnen würde man dafür in erster Linie Zeit. Zeit, die es braucht, bis wieder Kapazitäten frei sind und das Holz dann tatsächlich abtransportiert und zum Beispiel ins Sägewerk geliefert werden kann.

©BFW/Perny – Rindenstücke werden auf Borkenkäfer untersucht

Vielversprechende Beobachtungen

Ob sich der erhöhte Arbeitsaufwand überhaupt lohnt, wird in Bezug auf den Forstschutz von den Mitarbeitern des Institutes für Waldschutz am BFW untersucht.
Erste Beobachtungen stimmen hier optimistisch. So sterben sowohl die Larven als auch junge Käfer in der geschälten Rinde ab. Wenn die am Stamm verbleibende Rinde fünf Zentimeter Breite nicht übersteigt, dürfte auch dies zum Tod führen. Voll ausgebildete adulte Käfer sterben jedoch nicht ab. Daher gilt auch hier: Lieber früher als zu spät tätig werden. Ebenfalls positiv: Das Risiko des Wertverlustes durch Verblauung der im Wald belassenen Stämme scheint geringer.

Weitere Forschung notwendig

Die ersten Erfahrungen werden derzeit ausgewertet. So gilt das Interesse der Forscherinnen und Forscher zentralen Fragen wie den Kosten für die Waldbesitzer, dem Einfluss auf logistische Prozesse, aber auch zum Beispiel der möglichen positiven Wirkung der verbleibenden Rinde auf den Waldboden oder einem geringeren Aschegehalt bei der Verbrennung von Biomasse.

© BFW/Perny – Borkenkäfer im weißen Stadium unter der Rinde