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Die bunte Welt der Prachtkäfer

Drei unterschiedliche Prachtkäferarten in Großaufnahme

Grün oder Violett – das ist normalerweise eine Entscheidung vor der man als Wiener Fußballfan steht. Im Waldschutz allerdings geht es bei dieser Fragestellung um das Fangen von Käfern.

Männchen mögen Grün, Weibchen haben Violett lieber. Das gilt zumindest für den Eschenprachtkäfer (Agrilus planipennis). Dieser steht nämlich gemeinsam mit seinen Artverwandten im Fokus eines internationalen Projektes mit dem Ziel, die Gefahren durch Forstschädlinge der Gattung Agrilus aus der Familie der Prachtkäfer (Buprestidae) erkennen zu lernen.

Extrem schwierige Früherkennung

Diese Käfer bereiten Pflanzenschutzdiensten rund um den Globus Sorgen, sie gelten als potentiell invasiv, können also als eingeschleppte Art in einem Land, in dem sie nicht heimisch sind, schwere Schäden verursachen. Die Klimaerwärmung spielt in diesem Fall ihre übliche Rolle als Spielverderberin für die Waldbewirtschaftung, denn steigende Temperaturen und damit einhergehende Trockenheit sind eine Herausforderung für die Abwehrmechanismen der Bäume. Der eingangs erwähnte Eschenprachtkäfer wurde aus Asien nach Nordamerika eingeschleppt und verursacht dort schwere Schäden. Bei uns kommt er noch nicht vor, aber er hat heimische Verwandte. Besonders der Buchenprachtkäfer (A. viridis) und der Eichenprachtkäfer (A. biguttatus) können in Österreich ihren Wirtsbäumen gefährlich werden, wenn diese durch Vorschädigung an Vitalität eingebüßt haben. Sollten diese in neue Gebiete verschleppt werden, haben sie großes Potential zu bedeutenden Schädlingen zu werden.

Drei Bilder zeigen längliche Lockfallen, die an Bäumen befestigt sind
Verlockung für Prachtkäfer – So sehen die bunten Fallen aus. Bild: BFW, Gernot Hoch

Das Hauptproblem: Die Früherkennung ist extrem schwierig. Es gibt kaum Anzeichen eines Befalls, bevor der Baum am Absterben ist. Im Projekt wird nun die Effizienz verschiedener Fallen getestet, mit denen man den Käfern auf die Schliche kommen kann. Fallen in ihren Lieblingsfarben ist eine Methode, die Tiere anzulocken. Neben den weiblichen Eschenprachtkäfern mögen auch Buchenprachtkäfer violett recht gern, für die meisten anderen ist grün attraktiver. Die Fallen werden in einem Experiment in mehreren europäischen Ländern sowie in den USA und Kanada von allen Projektpartnern teils mit und teils ohne Lockstoffe getestet. Der Vorteil dabei: Die Ergebnisse aus einer Region zeigen, welche Fallen für die Überwachungsprogramme in einer anderen Region zum Erkennen neuer Einschleppungen eingesetzt werden können.

Sorge vor Ausbreitung

Durch den weltweiten Holzhandel und die von der Klimaerwärmung begünstigten Bedingungen wächst die Sorge, Agrilus-Arten könnten sich weiter ausbreiten. So wurde der in Nordamerika heimische Eichenprachtkäfer vor einigen Jahren in der Türkei eingeschleppt und der Eschenprachtkäfer aus Ostasien bedroht nach der Einschleppung ins europäische Russland schon Teile der europäischen Wälder. Um die weitere Ausbreitung von potentiell schädlichen, nichtheimischen Arten zu verhindern, ist es unumgänglich, deren Auftreten so früh wie möglich zu erkennen, um rechtzeitig Gegenmaßnahmen setzen zu können.

Drei unterschiedliche Prachtkäferarten in Großaufnahme
Prachtkäfer verdanken ihren Namen ihrer schillernden Erscheinung. V.l.n.r.: Eschenprachtkäfer (A. planipennis), Haarstirniger Schmalprachtkäfer (A. graminis) und Blaugrüner Eichenprachtkäfer (A. sulcicollis). Bild: BFW, James Connell

Weitere Info: Obacht! Zwei Insektenarten kommen, die Esche und Birke lieben

Projektinfos

Projekttitel: Agrilus
Projekttitel lang: Entwicklung und Beurteilung von Überwachungsmethoden für Prachtkäfer der Gattung Agrilus
Laufzeit: 01.04.2021 – 31.05.2023

Förderschiene: EUPHRESCO
Fördergeber: BML – Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus
Projektleitung: BFW (Bundesforschungszentrum für Wald)
Projektpartner: Forest Research (UK), US Department of Agriculture – Animal and Plant Health Inspection Service PPQ S&T (USA), Slovenian Forestry Institute (SI), Université libre de Bruxelles (BE), Insectronics (GR), Instituto Nacional de Investigação Agrária e Veterinária (PT), Julius Kühn-Institut (DE), Canadian Forest Service – Atlantic Forestry Center (CAN), Univ. Padova (IT), INRAE Orleans (FR)

DaFNE Logo

Dieses Projekt wird im Rahmen des Ressortforschungsprogramms über dafne.at mit Mitteln des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft finanziert. Das BML unterstützt angewandte, problemorientierte und praxisnahe Forschung im Kompetenzbereich des Ressorts.

https://dafne.at/projekte/agrilus

Kontakt

Gernot Hoch, Bundesforschungszentrum für Wald, Seckendorff-Gudent-Weg 8, 1131 Wien, gernot.hoch@bfw.gv.at