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Ein Meilenstein für die forstliche Planung

Großaufnahme von kleinem Fichtenbäumchen

Die Steiermark hat rund 1 Millionen Hektar Wald, das sind 61,4 % der Landesfläche. Die Wälder erstrecken sich vom subillyrischen Alpenvorland in der kollinen Höhenstufe ab 200 m Seehöhe bis in den subalpinen Bereich auf 2.500 m Seehöhe. Diese große Höhenamplitude und die unterschiedlichen geomorphologischen Eigenschaften der Steiermark führen zu zahlreichen, verschiedenen Waldtypen und Baumartengesellschaften.

Die Fichte ist mit rund 60 % derzeit die Hauptbaumart der Steiermark. Betrachtet man die klimaabhängigen Änderungen der Standortsbedingungen zeigen die langfristigen Aufzeichnungen, dass sich die Jahresdurchschnittstemperaturen in der Steiermark zuletzt stärker als im globalen Durchschnitt verändert haben und sich auch weiter stärker verändern werden, dies bei zunehmenden Trockenperioden insbesondere im Süden und Osten der Steiermark.

Waldgrenze verschiebt sich

Durch die Verschiebung der Klimazonen des Landes wird die Eignung für manche Baumarten insbesondere der Hauptbaumart Fichte in Teilen der Steiermark abnehmen, einige Baumarten wie beispielsweise Eiche und Tanne werden ihre Verbreitung hinsichtlich der Eignung vergrößern können. Die potentielle Waldgrenze wird sich in 100 Jahren bis zu 800 Höhenmeter nach oben verschieben. Mit dem Projekt „Dynamische Waldtypisierung Steiermark“ wurden auf Basis von Datenerhebungen auf der Fläche selbst, der Verwendung bestehender Datengrundlagen und wissenschaftlicher Prognosemodelle Handlungsempfehlungen für eine zukunftsorientierte und klimafitte Waldbewirtschaftung erarbeitet.

Größtmögliche Genauigkeit

Zentrale Elemente sind der Wasser-, Wärme- und Nährstoffhaushalt als Basis für die Charakterisierung des Waldstandortes. Diese Werte wurden systematisch erfasst und mit den Klimawandel-Szenarien für die nächsten 80 Jahre verknüpft. Die Grundlagendaten wurden für den gesamten steirischen Wald auf 10 x 10 Metern gerechnet und anschließend auf 30 x 30 Meter große Flächen generalisiert, sodass Prognosen mit größtmöglicher Genauigkeit erstellt werden können.

116 Waldtypen ausgewiesen

Die Waldstandorte wurden in 116 Waldtypen und zusätzlichen Sonderwaldstandorten zusammengefasst, für jeden Waldtyp die geeigneten Baumarten festgelegt und deren Eignung auch für zwei verschiedene Klimaszenarien und für drei Zeitscheiben beurteilt. Darauf abgestimmte umfangreiche Waldgruppenbeschreibungen und waldbauliche Bewirtschaftungsempfehlungen runden das Endprodukt ab. Damit kann europaweit einzigartig für jeden einzelnen Waldstandort unter Berücksichtigung unterschiedlicher Klimaszenarien eine gezielte Aussage über die Eignung von bis zu 60 unterschiedlichen Baumarten getroffen werden.

Kostenfreier Zugang zu Daten

Mit diesem Instrument hat sich die Entscheidungsgrundlage für die Waldbewirtschaftung hin zu klimafitten Wäldern deutlich verbessert, als dies das bisherige Konzept der potentiellen, natürlichen Waldgesellschaft unter den gegebenen Umständen des rasend voranschreitenden Klimawandels vermögen konnte. Im Zuge der Einschulung und nach mehreren Monaten im Einsatz verblüfft die hohe Genauigkeit und Übereinstimmung der Modellberechnungen mit den tatsächlichen Standortsbedingungen vor Ort.

Es wurden daher die waldbaulichen Zielvorgaben für die forstliche Förderung in der Steiermark in Abstimmung mit dem Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft und der Landwirtschaftskammer Steiermark auch an diese neu vorhandenen Grundlagendaten und Bewirtschaftungsempfehlungen mit Wirksamkeit 01.01.2023 angepasst. Sämtliche Unterlagen stehen allen Waldbewirtschaftenden in der Steiermark über GIS-Steiermark und einem Beratungstool (www.waldbauberater.at) kostenfrei und elektronisch zur Verfügung.

Zahlreiche Informationsunterlagen

Verbreitet werden diese Informationen zudem einerseits über die Beratungsdienste des Landesforstdienstes und der Landwirtschaftskammer. Zusätzlich wurde im Dezember 2022 eine Broschüre an alle land- und forstwirtschaftlichen Betriebe (rd. 50.000) mit Informationen zur Dynamischen Waldtypisierung zugestellt. Die Ergebnisse werden 2023 in die Lehrpläne der land- und forstwirtschaftlichen Ausbildungsstätten und Schulen übernommen sowie für den Unterricht in Form von Stundentafeln aufbereitet.

Ein zusammenfassendes Buch mit detaillierten Informationen wird als letzter Teil das Gesamtprojekt mit März 2023 abschließen. Dieses Instrument bildet nunmehr die Basis für sämtliche forstpolitische Entscheidungen und ist ein Meilenstein für die forstliche Planung und Bewirtschaftung unserer Wälder unter Berücksichtigung des voranschreitenden Klimawandels.

Porträtbild von Michael Luidold, Landesforstdirektor der Steiermark

Michael Luidold ist Landesforstdirektor der Steiermark. Foto: Land Steiermark

Dynamische Waldtypisierung – Facts

  • Auftraggeber: Land Steiermark, Landesforstdirektion
  • Projektpartner: LK-Steiermark, Land&Forst Betriebe Steiermark
  • 12 wissenschaftliche und private Institutionen mit etwa 100 Expert:innen; wissenschaftliche Koordination Prof. Harald Vacik, Universität für Bodenkultur, Wien
  • 6,5 Mio Euro Projektkosten, gefördert über den Europäischen Landwirtschaftsfond zur Entwicklung des Ländlichen Raums (ELER) aus Mitteln des Landes, Bundes und der EU.

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