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Entrinden gegen den Borkenkäfer | DEBARK

Eine forsttechnische Aufrüstung von Harvestern ermöglicht die rasche Entrindung bei der Ernte, um die Ausbreitung von Borkenkäfern zu verhindern. Das Projekt Debark hat sich mit dieser Thematik eingehend beschäftigt.

Die intensiven Kalamitäten der letzten Jahre bringen Österreichs Forstwirtschaft und ihre Teilnehmer*innen entlang der Holzerntekette durch außerplanmäßige Schadholzaufkommen an ihre Kapazitätsgrenzen. Die zusätzlich anfallenden Holzmengen können nicht mehr zeitnah und den Erfordernissen entsprechend aufgearbeitet, abtransportiert und vermarktet werden. Eine zu lange Lagerung des Holzes an der Forststraße im Wald führt zu Qualitätsverlusten und kann als Brutstätte für Borkenkäfer dienen. Einhergehender Preisverfall und Einbußen bei der Waldbewirtschaftung in den Folgejahren verstärken daher die Suche nach möglichen Lösungsansätzen. Lagerndes Holz in Rinde kann zu einer Vermehrungsstätte von Borkenkäfern werden. Dem ist laut Forstgesetz entgegenzuwirken.

Alternative zur chemischen Behandlung

Bei der vollmechanisierten Aufarbeitung von Schadholz könnte die Entrindung mittels speziell umgerüsteter Harvesteraggregate eine Alternative zur chemischen Behandlung von Holz in Rinde mit Insektiziden darstellen. Diese Technik hat ihren Ursprung in der Versorgung von Papier- und Zellstoffwerken aus Eukalyptusplantagen, wobei hier die Entrindung vorwiegend aus logistischen Gründen erfolgt. Dieser zusätzliche Prozess erfolgt dort bereits bei der Ausformung der Sortimente im Bestand auf der Rückegasse. Die Entrindung durch den Harvester im Nadelholzbestand würde seitens der Logistik dem/der Waldbesitzer*in die Möglichkeit bieten, innerhalb der Bereitstellungskette Zwischenpuffer einzuplanen ohne das Risiko, dass waldnahe Rundholzlager als Brutstätte für Borkenkäfer dienen. Zusätzlich kann die Maßnahme richtig angewandt bekämpfend bei der Schlägerung befallenen Holzes zum Einsatz kommen und Ausbreitung und Kalamitätspotenzial der Borkenkäfer einschränken, auch der Verblauung des Holzes könnte entgegengewirkt werden.

Ergebnisse des Projekts Debark

Im diesem interdisziplinären Forschungsprojekt wurde das Potenzial der Entrindung mit Harvester im Bestand auf der Rückegasse einerseits forsttechnisch und andererseits aus Sicht des Forstschutzes detailliert untersucht und das Einsatzpotential der Methode dargestellt.

Dass eine Entrindung von Holz zum richtigen Zeitpunkt sinnvoll ist, ist seit langem als wirkungsvolle Forstschutzmaßnahme akzeptiert. Händisch oder auch motormanuell ausgeführt ist die Arbeit allerdings aufwendig und sehr teuer, was den Einsatz der Entrindungsaggregate aus Forstschutzsicht interessant macht. Die bekämpfende Wirkung der Methode wurde in mehreren Versuchen getestet. Die im Rahmen der Versuche entrindeten, vom Buchdrucker (Ips typographus) und Nordischem Fichtenborkenkäfer (Ips duplicatus) befallenen Fangbäume wiesen zunächst – offenbar aus Mangel an Routine des Maschinenführers – noch keine hohen Entrindungsgrade auf, erreichten bei dem letzten Versuch aber bereits deutlich über 90 %.

Nach der Entrindung entnommene Stammstücke, die unter kontrollierten Bedingungen weiter bebrütet wurden, zeigten sowohl für die Entwicklungsphase der „weißen Stadien“ (Larven- und Puppenstadium) als auch das Käferstadium deutliche Reduktionen der Zahle aus den Stammstücken geschlüpfter Käfer. Durch die zusätzliche Wirkung der Harvesterbehandlung (hoher Pressdruck auch auf verbleibende Rinde, Aufhebungen und Austrocknung der Rinde vom Rand her) wurde ein höherer Bekämpfungserfolg erreicht als nur auf die beobachtete Entrindungsleistung bezogen. Ab einer Entrindungsleistung von etwa 75 % waren bei vielen Probestücken sehr niedrige Schlüpfzahlen zu beobachten.

Während sich aus nicht entrindeten Stammstücken im Mittel 807 ± 296,9 Käfer ausbohrten, waren es aus entrindeten 106 ± 60,7 bei Entrindung im Larven-Puppenstadium bzw. 478,6 ± 184,8 (nicht entrindet) und 55,6± 45,6 bei Entrindung im Käferstadium. Im Rahmen Untersuchung der geschälten Rinde im Larven-Puppenstadium, zeigte sich wie erwartet keine Überlebensmöglichkeit für weiße Stadien. In den Brutbildern vorhandene Käfer der Muttergeneration wurden zu einem hohen Prozentsatz durch die mechanische Einwirkung des Entrindungsprozesses getötet. Die Überlebensrate von Käfern bei einer Entrindung knapp vor dem Ausfliegen wurde deutlich reduziert. So wurde in den untersuchten Proben auf einen Quadratmeter bezogene Schüpfzahlen um die Hälfte bis zwei Drittel beobachtet, wobei in etwa eine Hälfte davon eindeutig der mechanischen Einwirkung zugeordnet werden konnte.

Ergebnis und Ausblick

Dies lässt für die Praxis den vorsichtigen Schluss zu, dass eine Entrindungsleistung von 75 bis 80 %, auch für die Entrindung knapp vor Schlüpfen der Käfer für einen guten Bekämpfungserfolg ausreichend ist. Je höher er tatsächlich ausfällt, natürlich umso besser.

Co-Autor: Franz Holzleitner (Universität für Bodenkultur Wien)

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