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Esche in Not: Es geht weiter!

Erhaltungs- und Züchtungsprogramm für die Baumart Esche in Österreich

Etwas mehr als zehn Jahre nach dem Auftreten erster Symptome des Eschentriebsterbens in Österreich startete das Bundesforschungszentrum für Wald (BFW) 2015 gemeinsam mit der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) das Projekt „Esche in Not“, um resistente Eschen in stark betroffenen Waldbeständen in ganz Österreich zu lokalisieren, deren Krankheitsresistenz unter hohem natürlichen Infektionsdruck im Rahmen einer Nachkommenschaftsprüfung im BFW Versuchsgarten Tulln (NÖ) zu erheben und Exemplare mit herausragender Resistenz und erwünschten forstlichen Merkmalen für die weitere Resistenzzüchtung auszuwählen.

Der Erreger des Eschentriebsterbens – mittlerweile in ganz Österreich verbreitet – ist für ein Zurücksterben von Trieben, Zweigen und Ästen in der Krone und Rindennekrosen, besonders auch am Stammfuß, verantwortlich. Dadurch schädigt er befallene Bäume massiv bis hin zum Absterben und führt zu erheblichen Veränderungen des Ökosystems Wald. Die europaweit wichtige Gemeine Esche (Fraxinus excelsior) und die Schmalblättrige Esche (F. angustifolia), die in Österreich vor allem in den March-Auen vorkommt, gelten als hoch anfällig für die durch das Eschen-Stengelbecherchen (Hymenoscyphus fraxineus) verursachte Krankheit des Eschentriebsterbens.

Einzelne Bäume verfügen über eine hohe Resistenz

Die nachhaltige Forstwirtschaft mit dem Edellaubbaum Esche ist weitgehend zum Erliegen gekommen. Jedoch sind immer wieder einzelne Bäume mit geringen oder keinen Schadsymptomen in stark betroffenen Beständen zu beobachten. Diese Eschen weisen effektive Abwehrmechanismen und eine hohe Resistenz gegenüber dem Triebsterben auf. Hinweise auf Unterschiede in der Krankheitsresistenz zwischen Eschen lieferten Erhebungen der BOKU Wien in den bereits bestehenden österreichischen Eschen-Samenplantagen. Darüber hinaus zeigte sich in Untersuchungen in verschiedenen Teilen Europas, dass diese Eigenschaft zu einem großen Teil genetisch bedingt ist und eine hohe Erblichkeit besitzt, das heißt die Resistenz wird effektiv von Elternbäumen an ihre Nachkommen vererbt.

Basierend auf diesen Untersuchungen und den Forschungsergebnissen der ersten Projektphase von „Esche in Not“ (2015-2019) scheint die Resistenzzüchtung ein vielversprechender Ansatz zu sein, um die Esche als eine wichtige Haupt- und Mischbaumart für die Forstwirtschaft und den Naturschutz in Österreich zu erhalten. Unter Anwendung strenger Kriterien bei der Auswahl von Einzelbäumen in Waldbeständen wurden insgesamt 716 als hoch resistent erscheinende Einzelbäume aus ganz Österreich für eine Samenernte in den Jahren 2015 und 2017 ausgewählt. Von 2017 bis 2020 konnten im BFW Versuchsgarten Tulln (NÖ) vier Resistenztestflächen mit insgesamt 35.718 Sämlingen angelegt werden. Nachkommen von stark durch das Eschentriebsterben geschädigten Bäumen, bei denen eine hohe Anfälligkeit angenommen werden kann, dienten in den Tests als negative Kontrollen. Die Schädigung durch das Eschentriebsterben wurde jährlich an den Nachkommen erhoben. Erste Ergebnisse zeigen wie erwartet einen Zusammenhang zwischen der Schädigung der Mutterbäume und der Anfälligkeit ihrer Nachkommen.

Erfolgsversprechende Versuche

Waren bei der ersten Bonitur des Resistenztests 1 im Jahr 2018 noch 82,4% der Pflanzen (4.970 von 6.030) überhaupt nicht vom Triebsterben geschädigt, reduzierte sich dieser Anteil im zweiten Testjahr (2019) auf 57,6%. Bei der ersten Schadansprache auf der zweiten Testfläche im Jahr 2019 waren 8.746 von 15.910 Eschen (55%) noch nicht vom Triebsterben betroffen. Obwohl das Gesamtniveau der Krankheitsintensität auf den einzelnen Testflächen mit der Zeit gestiegen ist, sind Nachkommen einiger Mutterbäume  nach wie vor gering bis gar nicht von der Krankheit betroffen.

„Esche in Not“ befindet sich seit 2019 in Phase II. In einem mehrstufigen Selektionsverfahren werden völlig gesunde Nachkommen von insgesamt gering geschädigten Einzelbaumabsaaten zunächst genetisch mithilfe von Resistenzmarkern auf ihre geringe Anfälligkeit gegenüber dem Eschentriebsterben überprüft. Basierend darauf wird eine weiter reduzierte Auswahl an Genotypen mithilfe künstlicher Inokulation nochmals auf ihre Resistenz gegenüber dem Eschentriebsterben-Erreger und darüber hinaus gegenüber Hallimasch-Arten (Armillaria spp.), die an geschädigten Eschen häufig als sekundäre, aber wichtige Krankheitserreger auftreten, getestet.

Ziel sind krankheitsresistente Klone bis 2024

Zum Projektende im Jahr 2024 soll eine endgültige Auswahl an krankheitsresistenten Nachkommen (angepeilt werden ungefähr 300 Klone), die gleichzeitig eine hohe genetische Vielfalt aufweist, für Versuchsaufforstungen auf Standorten mit hohem Infektionsdruck und zur Anlage von einer oder mehreren Samenplantagen verwendet werden. Dadurch soll das Fortbestehen der ökologisch und ökonomisch wertvollen Baumart Esche sichergestellt und eine Renaissance ihrer Verwendung in der Forstwirtschaft eingeleitet werden.