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Relevante Maßnahmen nach massiven Eisbruchschäden

Der extreme Eisanhang in der ersten Dezemberwoche führte in vielen Gebieten der Osthälfte Österreichs zu erheblichen Bruchschäden, besonders im Waldviertel, im nördlichen Weinviertel und in Teilen des Industrieviertels. Die Schadgebiete lagen zwischen 500 und 1000 m Seehöhe, betroffen waren alle Baumarten. Schäden traten an Einzelbäumen, an Bestandesrändern sowie im Bestand auf. Die Art der Schädigung reicht von einzelnen Astabbrüchen, über teilweise und vollständige Kronenbrüche bis hin zu Stammbrüchen und Entwurzelungen.

Die Landwirtschaftskammer Niederösterreich beziffert die Schäden in einer ersten Aussendung mit 400.000 fm für ganz Niederösterreich. Für die Waldbewirtschaftenden stellt sich die Frage, was mit den betroffenen Wäldern zu tun ist. Die Möglichkeit zur Regeneration des betroffenen Baumes, die weitere Entwicklung betroffener Bestände sowie die Gefährdung durch sekundäre Schadorganismen sind dabei zu berücksichtigen.

Fichte, Tanne und Douglasie benötigen mindestens 50 % der grünen Krone, um sich zu erholen

Wie weit sich ein geschädigter Baum erholen kann, hängt zunächst von der Art und dem Ausmaß des Schadens ab und in weiterer Folge von der Baumart, dem Alter, der Vitalität und von standörtlichen Faktoren ab, so dass keine Generalisierungen möglich sind. Es kann aber davon ausgegangen werden, dass bei Fichte, Tanne und Douglasie mindestens 50 bis 60 % der grünen Krone erhalten sein soll. Bei Kiefern ist dieser Wert noch höher anzusetzen (Brandt 1983 Tomiczek und Brandstetter 1996). Bei Laubhölzern ist aufgrund der besseren Regenerationsfähigkeit nach teilweisen Kronenschäden und auch wegen der oft geringer wertigen Sortimente ein größerer Spielraum in der weiteren Bewirtschaftung gegeben.

Der Anteil schwer geschädigter Bäume und deren Artenzusammensetzung im Bestand sowie dessen Alter sind Grundlage für die Entscheidung über die weitere Behandlung, bei der neben waldbaulichen auch wirtschaftliche Überlegungen mit einfließen. Über 0,5 verbleibender Restbestockung wird meist die Erhaltung des Bestandes angestrebt. Ist ein Bestand schon nahe dem Umtriebsalter oder muss man beim verbleibenden, in seiner Stabilität beeinträchtigten Restbestand von einem hohen Risiko für Windwurf ausgehen, kann ein Abtrieb der Schadensfläche sinnvoll sein. Die Bestandesränder werden aufgrund der konzentrierten Schäden im Zuge der Aufarbeitung oft vollständig zu entfernen sein, wodurch das Risiko für den verbleibenden Bestand steigt. Auch die damit einhergehende Verschlechterung des Bestandesklimas hat weitere negative Folgen.

Anfälliger gegen sekundäre Schadorganismen

Jedenfalls bringt ein Eisbruchereignis dieses Ausmaßes eine deutliche Erhöhung der Gefährdung durch sekundäre Schadorganismen mit sich. Die Bruchstellen sind Eintrittspforten für holzzerstörende Pilze. Bei Kiefer ist mit Verblauung zu rechnen, der Weißfäulefortschritt bei Fichte beschränkt sich dagegen meist auf den näheren Bereich der Bruchstelle.

Bei Nadelholz ist vor allem die Bedrohung durch Borkenkäferarten zu beachten. Das gebrochene Material bietet für deren Entwicklung beste Voraussetzungen und ist daher noch vor der Flugzeit der bedeutenden Arten (Ende Februar – März bei Kiefer, April – Mai bei Fichte) unbedingt zu entfernen oder anders bekämpfungstechnisch zu behandeln (häckseln, begiften, auf Ganter legen und mit Insektizidnetz abdecken). Gebrochene Stämme können darüber hinaus als Fangbäume vorgelegt werden. Augenmerk ist auch auf die verbleibenden, stehenden Bäume zu legen, die aufgrund der Vorschädigung verminderte Abwehrfähigkeit gegen sekundäre Schädlinge aufweisen. Im Frühjahr und Sommer sind gefährdete Bereiche daher auf Attacken durch Borkenkäfer zu kontrollieren (Bohrmehlauswurf, Harzaustritt), um befallene Bäume rechtzeitig entnehmen zu können.

Wegen der vielgestaltigen Art der Schäden und der oft unübersichtlichen Gefahrensituation (hängende Kronenstücke, gespaltene Stammbereiche, etc.) ist bei der Aufarbeitung des Schadholzes besonders auf die Arbeitssicherheit und die Schutzausrüstung zu achten.

Literatur:
Brandt, P. 1983: Zur Vermeidung von Schneebruch und Behandlung der Schadflächen. Allgemeine Forstzeitschrift, München, 38 (28): 715-718.
Tomiczek, C., Brandstetter, M. 1996: Schwere Schäden durch Rauhreif, Eis und Schnee: Was tun? Österreichische Forstzeitung (2): 39.

Herumliegendes Schadholz ist von seiner Gefährlichkeit schwer einzuschätzen
Bei der Aufarbeitung von geschädigtem Holz ist besondere Vorsicht geboten, Foto: BFW