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Nichtheimisch und doch nicht fremd

Douglasienzweig mit Zapfen

Auch die Wälder des Alpenraumes globalisieren sich. Wie man Risiken bewertet und Baumarten managt.

Fast drei Jahre hat sich das BFW zusammen mit Partnern aus dem Alpenraum im Rahmen des EU-Interreg Alpine Space Projekts ALPTREES intensiv mit nichtheimischen Baumarten, ihren Risiken und Nutzungsoptionen beschäftigt. Nun geht das transnationale Kooperationsprojekt mit zahlreichen neuen Daten, Managementinstrumenten und Erkenntnissen zu Ende und bildet zugleich den Grundstein für die Europäische Plattform für nichtheimische Baumarten.

Im Alpenraum sind 42,5 % der gesamten Landfläche (39.023.284 ha) von Wäldern bedeckt. Die Alpenwälder sind, sowohl hinsichtlich des Bodens als auch der Biomasse, aufgrund ihrer Lebensdauer und der relativ großen Menge an Biomasse echte Kohlenstoffspeicher und tragen damit zur Begrenzung der globalen Erwärmung bei.

Option für den Wald

Nichtheimische Baumarten sind mittlerweile eine ernstzunehmende Möglichkeit für den Waldbau. Dabei handelt es sich um verschiedene Arten, Zuchtformen oder Hybride, deren Vorkommen im Alpenraum das Ergebnis menschlicher Aktivität durch absichtliches oder unabsichtliches Einbringen ist. Für sie gibt es mittlerweile viele Eigenschaftswörter: nicht indigen, fremdländisch, gebietsfremd, eingeschleppt, allochthon oder exotisch. Sie werden oft synonym mit invasiv verwendet. Invasiv ist eine nichtheimische Art aber erst dann, wenn sie das Ökosystem verändert.

Blätter und Blüten der Robinie
Douglasie und Robinie (hier im Bild) sind die am häufigsten anzutreffenden nichtheimischen Baumarten im Alpenraum – gefolgt von der Schwarznuss.

Top Vier

Das Team des Projekts ALPTREES hat im Alpenraum über 648 Baumarten gezählt, wovon 526 (81 %) nichtheimisch sind. Die hohe Zahl an nichtheimischen Baumarten ist vor allem auf den urbanen Raum zurückzuführen, wo sie mittlerweile kaum mehr wegzudenken sind. In den Wäldern des Alpenraums liegt der Anteil an nichtheimischen Baumarten unter zwei Prozent, die sich aus 20 Baumarten verteilen, allen voran die Douglasie, gefolgt von der Robinie, Roteiche und Schwarznuss.

Ast und Blätter der Roteiche
Indian Summer in Europa mit der Roteiche.

Schritt-für-Schritt Risiken bewerten

Nichtheimische Baumarten werden im Alpenraum wegen ihrer spezifischen Holzeigenschaften und raschen Zuwachsraten oder auch zur Verbesserung der Forstwirtschaft und zur Erweiterung des Portfolios an geeigneten heimischen Baumarten eingesetzt. Insbesondere, wenn nichtheimische Baumarten sich leicht in naturschutzfachlich wertvolle Gebiete ausbreiten könnten, kann ihr Einsatz in der Nähe von Schutzgebieten mit den Zielen des Naturschutzes in Konflikt geraten. Daher wurde ein neuer methodischer Ansatz für eine standortspezifische Risikobewertung (SSRA) entwickelt.

Die Besonderheit der SSRA, im Vergleich zu anderen verfügbaren Methoden, liegt in der Zugrundelegung einer abgestuften Struktur zur Bewertung der von nichtheimischen Baumarten ausgehenden Risiken, die zwischen unterschiedlichen Ökosystemtypen, Örtlichkeiten und Standorten unterscheidet. So können Schritt-für-Schritt die Risiken standortspezifisch für jede Art abgewogen werden.

Gruppenbild des ALPTREES Projekts
Das länderübergreifende Team deckte unterschiedliche Zugänge zum Thema ab: Stadtbegrünung, Forstwirtschaft und Naturschutz.

Was entstanden ist

Neben zahlreichen Handbüchern, einem Online-Kurs sowie Fortbildungsmaterialien, haben die Expert*innen und Vertreter*innen von Gemeinden eine transnationale Strategie für die verantwortungsvolle Nutzung und das Management nichtheimischer Baumarten im Alpenraum entwickelt, die das Credo verfolgt, dass eine effiziente und einheitliche Vorgehensweise zu nichtheimischen Baumarten im Alpenraum zu einer nachhaltigen, nicht schädlichen Koexistenz führen kann.

Die Forschungsarbeit zu nichtheimischen Baumarten ist mit dem Projektende von ALPTREES bei einem Auftakt angekommen: Auf der neuen europäischen Plattform non-native-trees.eu wird der Wissensaustausch fortgesetzt. Denn wer mit nichtheimischen Baumarten arbeitet, weiß, dass sich das Wissen um neue Baumarten laufend erneuert.

Fazit: Am Anfang war es nicht leicht, sich auf eine gemeinsame Definition von Nonnative Trees zu einigen, nach den ersten Meetings und Exkursionen stand fest: Ein faktenbasierter Umgang ist das gemeinsame Ziel. Covid hat das Projekt ALPTREES geplagt, mit Motivation, Innovation und Humor haben wir alle Ziele erreicht und vieles geschafft.