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Im Schatten des Objektschutzwaldes: der Standortschutzwald

Wald schützt – eine der vier Waldfunktionen neben Nutz-, Erholungs- und Wohlfahrtsfunktion ist die Schutzfunktion. Dabei gilt der erste Gedanke oft dem Schutz von Infrastruktur und Mensch vor Naturgefahren, dem sogenannten „Objektschutz“.

Doch das Forstgesetz (§ 21) definiert unter dem Begriff „Schutzwald“
neben dem Objektschutzwald auch den Standortschutzwald. Letzterer stand in öffentlichen Diskussionen bisher eher im Hintergrund, da mit ihm keine unmittelbare Gefahrenprävention assoziiert wird. Indirekt jedoch spielt die Funktion des Standortschutzes im Gesamtgefüge eine bedeutende Rolle.

Mehrere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Abteilung Schutzwald und Naturwaldreservate am Institut für Waldwachstumskunde und Waldbau des BFW haben diese Thematik aufgegriffen und in einer aktuellen Studie (BFW-Bericht 150) zusammengefasst: Sie leiteten für den Standortschutzwald Kriterien und Indikatoren ab und prüften deren Anwendbarkeit auf konkrete Beispiele in der Natur. Grundlage dafür war neben dem Forstgesetz die Richtlinie 2012 zum Waldentwicklungsplan.

Anwendungsbeispiel Naturwaldreservate

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Die österreichischen Naturwaldreservate mit den darin vertretenen Waldgesellschaften dienen als Anwendungsbeispiele. Bereiche für Standortschutz und in weiterer Folge die darauf stockenden Waldgesellschaften werden mit Hilfe der Indikatoren zugewiesen. Hierfür werden zwei verschiedene Methoden angewendet.
Erstens: Es werden Standortsinformationen aus Vegetationsaufnahmen herangezogen und mittels einer standardisierten Datenabfrage auf ihre „Standortschutzwaldtauglichkeit“ bewertet. Zweitens: Experten beurteilen direkt die Waldgesellschaften hinsichtlich ihrer Standortschutzfunktion.

Meist auf Extremstandorten

Insgesamt sind von 90 Waldgesellschaften, die von den Expertinnen und Experten sowie mittels Vegetationsaufnahmen beurteilt wurden, 59 mit Disposition für Standortschutz eingestuft. Vor allem Waldgesellschaften mit sehr spezifischen Standortsansprüchen und einer Affinität zu konkurrenzfreien Extremstandorten, wie Hopfenbuchen-Blumeneschenwälder oder Schwarzkiefernwälder, sind hier anzutreffen. Andere Gesellschaften mit weiter ökologischer Amplitude, beispielsweise verschiedene Gesellschaften des Fichten-Tannen-Buchenwaldes, besiedeln unterschiedlichste Standorte und sind daher wenig aussagekräftig.

Hopfenbuchen-Blumeneschenwald im Naturwaldreservat Warmbad (Kärnten),
Foto: BFW/Steiner
Fichten-Tannen-Buchenwald im Naturwaldreservat Schauschackgraben (Kärnten),
Foto: BFW/Frank
Rotföhrenwald im Naturwaldreservat Waben (Kärnten),
Foto: BFW/Frank

Die Ableitung von Indikatoren nach legistischen Rahmenbedingungen erlaubt jedoch einen großen Handlungsspielraum für spezifische Anwendungen, daher besteht weiterer Forschungsbedarf bei der Entwicklung eines Sets von Indikatoren, das den rechtlichen Anforderungen standhält und dem praktischen Anwender eine Entscheidungsgrundlage bei der Beurteilung von Standortschutzwald bietet.

Beispielsflächen einrichten

Aufbauend auf die Studie zur Beurteilung der Disposition für Standortschutz, ist die Einrichtung von Beispielsflächen in ausgewählten Naturwaldreservaten vorgesehen. Diese sollen der langfristigen Beobachtung und für wissenschaftliche Detailerhebungen sowie Schulungszwecke dienen.

Literatur

BFW-Bericht 150: Standortsschutzwald in Österreich.
Erhältlich im Webshop des BFW