Skip to content
CLICK TO ENTER

Pinienprozessionsspinner in Kärnten 

Raupe eines Pinienprozessionsspinners

Der Pinienprozessionsspinner hat sich in Kärnten etabliert und breitet sich langsam aus. Milder werdende Winter ermöglichen seine Entwicklung – mit Folgen für Waldökosysteme und Gesundheitsschutz.

Im Winter 2016/17 wurde erstmals eine Massenvermehrung des Pinienprozessionsspinners (Thaumetopoea pityocampa) an der Südseite des Dobratsch dokumentiert – ein Novum für Österreich. Seither hat die Befallsstärke zugenommen. Die auffälligen weißen Gespinstnester in den Kiefernkronen sind kaum zu übersehen. Mit den steigenden Wintertemperaturen sind die Voraussetzungen für eine dauerhafte Etablierung dieser mediterranen Art gegeben. Eine weitere Ausbreitung erscheint wahrscheinlich. 

Folge des Klimawandels 

Der Pinienprozessionsspinner gilt als Beispiel für eine Art, die sich durch den Klimawandel ausbreitet. In den letzten Jahrzehnten wurde seine Ausbreitung nach Norden und in größere Höhen beobachtet – auch im benachbarten Friaul. Das Auftreten in Kärnten war daher nicht überraschend (Hoch et al. 2017). Die Biologie des Falters ist für mitteleuropäische Verhältnisse ungewöhnlich: Die Raupen entwickeln sich im Herbst und Winter. Immer dann, wenn die Temperaturen im Nest über 9 °C am Tag und die Lufttemperaturen nachts über 0 °C liegen, sind sie aktiv – sie fressen an den Nadeln und ziehen sich tagsüber in ihre Gespinstnester zurück (Battisti et al. 2005). 

Detaillierte Temperaturmessungen zeigten, dass im Winter 2022/23 fast durchgehend günstige Bedingungen herrschten, der Entwicklungserfolg war entsprechend hoch (Michor 2023). Befall wurde zwischen 650 und 1100 m Seehöhe an der Dobratsch-

Südseite festgestellt, vereinzelt auch im Talbereich darunter (Mader et al. 2024). Große Winternester im Folgejahr deuten auf eine stabile Population hin.

Abb. 1: Auffällige weiße Gespinstnester auf einer Schwarzkiefer (Dobratsch 2025). Foto: BFW/Gernot Hoch

Ob es sich um eine Neuansiedlung aus Italien handelt oder um bisher übersehene Populationen, ist unklar. In Sammlungen finden sich bereits ältere Falterfunde aus Kärnten – z. B. aus Villach und dem Lesachtal. Hinweise auf Nester oder Fraßschäden gab es lange nicht. Sicher ist: Die klimatischen Bedingungen begünstigen nun eine dauerhafte Ansiedlung.

Einfluss auf Wald und Gesundheit 

Die Raupen fressen bevorzugt an Schwarzkiefer, seltener an Weißkiefer, Zeder oder Douglasie. Bei starkem Befall kommt es zu sichtbarem Nadelverlust, die Kiefernkronen verfärben sich rotbraun. Die Bäume sind geschwächt, sterben aber selten ab. Forstlich werden daher keine gravierenden Schäden erwartet. Kritischer ist, dass natürliche Gegenspieler (z. B. Parasitoide) nur langsam folgen – was im neu besiedelten Gebiet zu ungebremstem Populationsaufbau führen kann.

Abb. 2: Massive Fraßschäden durch Pinienprozessionsspinner an Schwarzkiefern (Dobratsch 2017). Foto: BFW/Gernot Hoch

Gravierender sind Risiken für die menschliche Gesundheit: Wie der Eichenprozessionsspinner besitzt auch der Pinienprozessionsspinner feine Brennhaare, die bei Hautkontakt oder Einatmen zu Reizungen, Ausschlägen oder asthmatischen Beschwerden führen können. Besonders gefährlich ist die Zeit der Prozession zur Verpuppung im Spätwinter, da hier der Kontakt mit Raupen wahrscheinlicher ist, als im Winter, wenn diese tagsüber in den Nestern sitzen. Nicht nur für Menschen, sondern auch für Haustiere besteht Gefahr. Auch bereits von den Raupen verlassene Nester sind noch voller Gifthaare und sollten entsprechend vorsichtig behandelt werden.

Umgang mit dem Risiko 

Zentrale Maßnahme ist die Information – sachlich, ohne Panik, um unbeabsichtigte Kontakte mit dem Prozessionsspinner möglichst zu vermeiden. In stark befallenen Gebieten sind Hinweise an Wanderwegen und Rastplätzen sinnvoll. In sensiblen Bereichen (Schulen, Parks) können Raupenfallen, Nestentfernung oder biologische Mittel (z. B. Bacillus thuringiensis) eingesetzt werden. Schutzkleidung ist bei direktem Kontakt erforderlich. Das Entsorgungsmaterial darf keinesfalls in den Hausmüll gelangen, um nicht die Mitarbeiter:innen der Entsorgungsbetriebe zu gefährden.

Raupe eines Pinienprozessionsspinners
Abb. 3: Foto: BFW/Connell

Großaufnahme einer Raupe des Pinien-
prozessionsspinners. Sie kann bis zu 50 mm groß werden.

Experte: Gernot Hoch,
gernot.hoch@bfw.gv.at  

Presseanfragen: Marianne Schreck,
marianne.schreck@bfw.gv.at