Auslesedurchforstung im Laubholz

Immer wieder erhält das BFW Anfragen zur Auslesedurchforstung im Laubholz. Waldbauexperte Hannes Schönauer vom BFW geht auf die einzelnen Schritte wie Stammzahl/ha, Wertschöpfung und die Frage der Wasserreißer ein.
Das vorrangige Ziel einer Auslesedurchforstung im Laubwertholz ist es, einen möglichst hohen Anteil des Holzzuwachses auf die besten Bäume des Bestandes (Auslese) zu lenken. Die Anzahl der Z-Bäume je Hektar richtet sich nach dem benötigten Standraum der ausgewachsenen Bäume zum Erntezeitpunkt. Da sich die Kronengröße zum Stammdurchmesser proportional verhält, kann man mit dem geplanten Stammdurchmesser als wichtigste Eingangsgröße diesen Platzbedarf ableiten. Prof. Spiecker aus Freiburg hat dazu eine Funktion entwickelt, die auf Eichvermessungen in mehreren europäischen Ländern basiert, und er kam zum Ergebnis, dass der Zusammenhang der Kronengröße zum BHD weitgehend standortsunabhängig ist.
Kurz gesagt braucht eine 100-jährige Eiche einen Kronendurchmesser von rund 12 m, um einen Brusthöhendurchmesser von 70 cm zu erreichen. Für die Auszeige bedeutet das einen Z-Baumabstand von zirka 12 m und eine limitierte Anzahl von rund 80 Stück pro Hektar in möglichst ausgeglichener Verteilung. Die sich im Abstand von 4-5 m zueinander befindlichen hundertjährigen Eichen auf dem von Ihnen als Beispiel angeführten „sonnenverwöhnten- Südhang“ hätten demnach durchschnittliche Erdstammdurchmesser von ca. 20 cm. Der Minimaldurchmesser für die Sortierung „Eichenwertholz“ beträgt 30 cm. Nimmt man für die erzielbaren Preise pro Festmeter die Dimension von 30 cm als Basis, so erreicht man bei qualitativ gleichwertigen Blochen mit 70 cm Durchmessern den mehr als doppelten Erlös für dieselbe Holzmenge. Den Durchforstungen obliegt die Aufgabe, den Baumkronen ausreichenden Raum zu schaffen, um in Zeiträumen von 100-120 Jahren starke Stämme zu erzeugen, um die Eichenbewirtschaftung möglichst wirtschaftlich zu gestalten.
Ein manchmal genannter Kritikpunkt ist die komplette Freistellung, Stammbeschattung und Wasserreiser. Im Video wird die starke Durchforstung, die sich nicht nur auf unseren Versuchsflächen, sondern auch in der Praxis als geeignetste herausgestellt hat, so definiert, dass den Kronen der Z-Bäume ein freier Wuchsraum von etwa 2 m zu den Kronen der Bedränger geschaffen werden soll. Bei diesem Abstand sind die Kronen der Z-Bäume zwar komplett freigestellt, ihre Stämme jedoch auch bei einem sommerlichen steilen Einstrahlungswinkel der Sonne von den Nachbarn noch beschattet.
Der Stammentwertung durch Wasserschoße sollte man keinesfalls durch Aufrechterhalten des Dichtstandes begegnen. Die Stärke ihres Auftretens hängt von der genetischen Anlage sowie dem Massenverhältnis von Krone zu Stamm ab. Wenn man Durchforstungen hinausschiebt oder zu schwach ausführt, um Wasserreiser zu verhindern, treibt man gleichsam den Teufel mit dem Beelzebub aus: Man verschiebt ein immer größer werdendes Problem in die Zukunft. Die Krone rutscht immer weiter nach oben, sie kann wertvollen Dickenzuwachs des Erdstammes nicht mehr leisten und die Bäume werden in ihrer Resilienz geschwächt.
Wir versuchen bei der Auszeige von Laubholzbeständen bei Baumarten, die leicht Wasserreiser bilden, Z-Bäume mit erkennbarer Neigung zu vermeiden. Sobald die Z-Bäume ausgewählt sind, werden die Bedränger ohne Rücksicht auf die Wasserreiserproblematik freigestellt. Der nach den oben angeführten Kriterien freie Wuchsraum zwischen Z-Baum und Bedränger schließt sich gewöhnlich innerhalb von fünf Jahren und die nächste Durchforstung muss stattfinden, um ein Wandern der Kronenbasis stammaufwärts zu verhindern. Die Wasserreiser werden bei Bedarf zwei Jahre nach dem Eingriff entfernt. Nach dem 2. Eingriff entschärft sich aufgrund des sich verbessernden Kronen-Stammverhältnisses das Problem deutlich. Auf der im Video vorgestellten Versuchsfläche wurden im Übrigen keine großen Unterschiede zwischen den verschiedenen Eingriffsstärken festgestellt.