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Dialog über nichtheimische Baumarten bringt Forst- und Naturschutzbehörden zusammen

Ein gemeinsames Begriffsverständnis und eine fachübergreifende Wissensgrundlage wurden bei einer Fachtagung am Bundesforschungszentrum für Wald (BFW) als Schlüsselpunkte für einen zukunftsfitten Umgang mit nicht-heimischen Baumarten identifiziert.

Vertreter:innen von Naturschutz- und Forstbehörden setzen auf verstärkte Abstimmung und regelmäßigen Austausch zum komplexen Thema nichtheimischer Baumarten. In einer Diskussion auf Augenhöhe wurden am BFW nicht nur konkrete Vorgangsweisen zum Umgang mit nichtheimischen Baumarten erörtert, sondern auch Schwierigkeiten bei der Zusammenarbeit offen angesprochen. Der Zugang zu Informationen aus anderen Disziplinen war hier ein wichtiger Punkt.

Wir brauchen eine gemeinsame Sprache

Ein unterschiedliches Begriffsverständnis führt schnell zu Problemen, besonders im Umgang mit nichtheimischen Baumarten, also Baumarten, deren natürliches Vorkommen nicht in Österreich liegt. „Diskussionen zwischen Forstwirtschaft und Naturschutz fühlen sich schnell an wie der Turmbau zu Babel, denn jedes Fachgebiet hat eine eigene Nomenklatur entwickelt. Dadurch treten wissenschaftliche Fakten zu den betreffenden Arten leicht in den Hintergrund“, erklärt Silvio Schüler, Leiter des Instituts Waldwachstum, Waldbau und Genetik am Bundesforschungszentrum für Wald (BFW). Anregungen gab es deshalb für gemeinsame, fachübergreifende Ausbildungsmodule in beiden Fachbereichen: forstliche Lehrgänge, Kurse oder Veranstaltungen für Naturschutzbehörden in den Programmen der forstlichen Ausbildungsstätten und eine Integration konkreter Naturschutzaspekte in forstliche Weiterbildungsveranstaltungen.

Faktenbasierte Sachverhalte gemeinsam an konkreten Orten diskutieren

Vorsicht ist geboten, wenn es um die euphorische Zustimmung oder pauschale Ablehnung des Anbaus nicht-heimischer Baumarten geht, wie die Ergebnisse des BFW-Projekts „WaldWandel“ zu den Chancen und Risiken nicht-heimischer Arten zeigen. Katharina Lapin, die Leiterin des Instituts Waldbiodiversität und Naturschutz (BFW), betont, dass die Auswirkungen nicht-heimischer Baumarten nicht pauschal verallgemeinert werden können. Die standortspezifische Risikobewertung, die das BFW entwickelt hat, zeigte unterschiedliche Bewertungsergebnisse in verschiedenen Pilotregionen, insbesondere für Arten wie Robinie und Gelbkiefer. Daher ist eine differenzierte Sichtweise gefragt. Entscheidungen, die in Bezug auf eine konkrete Fragestellung an einem bestimmten Ort gemeinsam getroffen werden, werden eher akzeptiert als solche, die aus rein theoretischer Sicht getroffen werden. Dies unterstreicht die Bedeutung der Expertise von Biodiversitätsforschern bei der Entscheidungsfindung. Auch eine pauschale Bewertung als „sicher“ bzw. „unsicher“ lässt sich für eine nicht-heimische Baumart nur bedingt treffen. Mögliche Risiken und Potentiale können von vielen regionalen Bedingungen beeinflusst werden. Eine individuelle und standortspezifische Einschätzung ist daher immer empfehlenswert.

Die Mischung macht’s

Mit dem voranschreitenden Klimawandel und sich schnell ausbreiteten Schädlingen könnten für „neue“ Gegebenheiten auch „neue“ Gehölze benötigt werden. Besonders in tiefen Lagen nimmt die Verfügbarkeit heimischer Baumarten bedrohlich ab, doch eine direkte Eins-zu-eins-Ersetzung ist oft nicht möglich. Viele Möglichkeiten der Anpassung werden zurzeit am BFW erforscht. So werden z.B. resistente Eschenarten gegen den Erreger des Eschentriebsterbens gezüchtet, um den Lebensraum Auwald zu erhalten. Es werden auch andere (heimische und nicht-heimische) Eschenarten sowie alternative Baumarten wie die heimische Aspe und Flatterulme, wie auch die nicht-heimische Schwarznuss als mögliche Alternativen geprüft. Dabei ist zu berücksichtigen, dass in Schutzgebieten der jeweilige Schutzzweck eine Rolle spielt, was eine gemeinsame Anpassung von Forst- und Naturschutzbehörden erfordert, um langfristig erfolgreich zu sein.

Rückfragen an: DI Christian Lackner, Bundesforschungszentrum für Wald, Öffentlichkeitsarbeit, christian.lackner@bfw.gv.at; 0664 841 27 02

Projektpartner:

Projektleitung: Dr. Silvio Schüler

BFW Förderpartner: Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft, Amt der Burgenländischen Landesregierung, Amt der Kärntner Landesregierung, Amt der Niederösterreichischen Landesregierung, Amt der Oberösterreichischen Landesregierung, Amt der Salzburger Landesregierung, Amt der Vorarlberger Landesregierung