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Österreichs Wald von Klimakapriolen betroffen

Wald mit kahlen Flächen durch Borkenkäferbefall im Mölltal

Österreichische Waldinventur 2018-2023 zeigt Auswirkungen des Klimawandels und belegt Wichtigkeit einer aktiven Waldbewirtschaftung.

Mit einem Waldflächenanteil von rund 48 % zählt Österreich zu den waldreichsten Ländern Europas. Der österreichische Wald erbringt eine Vielzahl an Leistungen für unsere Gesellschaft: Er schützt vor Naturgefahren, bietet Erholung und sichert Arbeitsplätze. Mit dem nachwachsenden Rohstoff Holz und den daraus gewonnenen Produkten trägt der Wald maßgeblich zum Klimaschutz und zur Energiewende bei. Die Auswirkungen des Klimawandels machen aber auch vor unseren Wäldern nicht Halt, das zeigen auch die aktuellen Ergebnisse der Österreichischen Waldinventur 2018/23.

Trockenperioden und Extremereignisse nehmen zu

Die letzten Jahre waren durch außergewöhnliche Klimabedingungen gekennzeichnet. In Trockenperioden reduzieren Bäume das Wachstum, der Holzzuwachs der österreichischen Wälder nimmt daher ab. Häufigere Schadereignisse wie Windwürfe und Borkenkäferschäden verringern ebenfalls den Zuwachs, sie führen zu größeren Schadholzmengen und in weiterer Folge zu größeren Verjüngungsflächen als geplant. Der beobachtbare Trend zu mehr Laub- und Mischwald hält weiterhin an.

Grafik zur Waldflächenentwicklung in Österreich
Die Waldfläche ist seit Beginn der Österreichischen Waldinventur in den 1960iger Jahren stetig angestiegen, aktuell beträgt sie 4,02 Mio. ha. Grafik: BFW/Matzik

Waldfläche und Vorrat pendeln sich auf hohem Niveau ein

Die Waldfläche und der Holzvorrat sind seit Beginn der Österreichischen Waldinventur in den 1960iger Jahren stetig angestiegen und befinden sich nun auf einem Maximalwert. Aktuell beträgt die Waldfläche 4,02 Millionen Hektar, der Holzvorrat hat im Ertragswald von 780 Mio. Vorratsfestmeter (Vfm) auf 1.180 Mio. Vfm zugenommen. Für die letzten Jahre zeigen sich nun erstmalig die Auswirkungen des Klimawandels in einem leichten Rückgang des Holzvorrates. Dieser liegt im Ertragswald nach den aktuellen Ergebnissen der Österreichischen Waldinventur 2018/23 bei 1.174 Mio. Vfm.

Auch der jährliche Holzzuwachs hat zuletzt von 29,2 Mio. Vfm auf derzeit 28,2 Mio. Vfm abgenommen. Durch die klimawandelbedingt vermehrt auftretenden Schadereignisse werden derzeit rund 97 % des Holzzuwachses infolge der erforderlichen Schadholzaufarbeitung entnommen. Aufgrund regionaler Schwankungen im Schadensgeschehen kann das Nutzungsprozent auch über 100 % liegen. Nicht überraschend: Vergleichbare Entwicklungen sind in den meisten europäischen Ländern feststellbar.

Zusätzlich werden zuwachskräftige Lagen, die sich eher im Tal befinden und geringere Hangneigungen aufweisen, intensiver genutzt als zuwachsschwächere Bestände in höheren und steileren Lagen. Damit nimmt der Anteil langsamer wachsender Starkholzbestände deutlich zu, deren Verjüngung aus Stabilitätsgründen im nächsten Jahrzehnt anzustreben ist.

Grafik zur Vorratsentwicklung in Österreich
Der Holzvorrat liegt im Ertragswald aktuell bei 1.174 Mio. Vorratsfestmeter und ging seit der Periode 2016/21 leicht zurück. Grafik: BFW/Matzik
Grafik über Zuwachs und Nutzung des Waldes in Österreich
Durch die vermehrt auftretenden klimabedingten Schadereignisse wie Borkenkäfer und Stürme werden derzeit rund 97 % des Zuwachses entnommen. Grafik: BFW/Matzik

Wald wichtig für die Biodiversität

Durch Waldpflege und aktiven Waldumbau mit geeigneten Baumarten fördern die Waldbewirtschafter:innen die Anpassung der Wälder an zukünftige Klimabedingungen und den Erhalt der Biodiversität im Ökosystem Wald. Durch das Stehenlassen von alten und dicken Bäumen mit Mikrohabitaten, den Erhalt von Feucht- und Trockenbiotopen und das Belassen von Asthaufen, Blockhalden und Steinwällen wird die Waldbiodiversität bewahrt und gefördert. Ein aussagekräftiger Indikator ist das Totholz. Der stehende Totholzvorrat im Ertragswald beträgt derzeit 10,5 Vfm/ha (3 % des Vorrats) und hat zuletzt von 9,7 Vfm/ha ausgehend deutlich zugenommen. Damit setzt sich ein seit den 1990er Jahren zu beobachtender Trend zu mehr Totholz in Österreichs Wald fort.


Relevanz zuverlässiger Waldinformationen

Aktuelle, zuverlässige und umfassende Informationen über den Zustand und die Veränderungen unserer Wälder gewinnen aufgrund der derzeitigen Entwicklungen an Bedeutung. Diese reichen von konventionellen Indikatoren, wie dem Verhältnis von Holzzuwachs und Nutzung, bis zu komplexeren Aussagen zur Biodiversität, Bioökonomie, oder zum Klimaschutz.

Um den wachsenden Informationsbedarf und den Anforderungen auf nationaler und internationaler Ebene gerecht zu werden, führt die Österreichische Waldinventur seit 2016 jährlich auf einem Sechstel der Probeflächen Erhebungen durch. Insgesamt werden auf mehr als 11.000 Probeflächen Untersuchungen und Erhebungen durch die Expert:innen der Waldinventur vorgenommen. Die Informationen können damit jährlich aktualisiert werden, sodass die wichtigsten Zahlen über den Wald immer aktuell zur Verfügung stehen.


Ausblick

Wir gehen davon aus, dass sich die klimawandelbedingten Entwicklungen fortsetzen und noch weitere, verstärkte Auswirkungen wie Trockenheit, Borkenkäfer- und Sturmschäden zeigen werden. Insgesamt nimmt die Walddynamik durch den Klimawandel zwar zu, dennoch sind das Ökosystem Wald, eine klimafitte Waldbewirtschaftung und daraus entstehende Holzprodukte wichtige Elemente zur Minderung des Klimawandels. Das ergab schon die CareforParis-Studie unter der Leitung des Umweltbundesamts.

Durch Holz und Holzprodukte kann ein hoher Anteil an fossilen Rohstoffen ersetzt und eingespart werden.
Angesichts des Klimawandels und seinen Auswirkungen auf unsere Gesellschaft ist die Reduktion des Treibhausgasausstoßes die größte Stellschraube für den Klimaschutz. Ohne CO2-Reduktion kann der Wald seine positive Funktion in der Bewältigung des fortschreitenden Klimawandels nicht unbegrenzt erfüllen. Das zeigen gerade die aktuellen Ergebnisse der Österreichischen Waldinventur 2018/23 und damit auch deren jährliche Auswertung, die für die Gestaltung der Waldentwicklung die erforderlichen Informationsgrundlagen liefert.

Weitere Informationen

Die Detailergebnisse der Österreichischen Waldinventur 2018/23 werden ab Ende Februar 2025 unter www.waldinventur.at abrufbar sein.

Rückfragen

DI Christian Lackner, Öffentlichkeitsarbeit, BFW
christian.lackner@bfw.gv.at, 0664/8412702