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Wald und Klimaerwärmung

Die Klimaerwärmung hat Auswirkungen auf heimische Waldstandorte. Was diese Entwicklungen für den Wald bedeuten und vor welchen Herausforderungen die Forstwirtschaft steht, hat das BFW in einem Factsheet zusammengefasst.

Wälder sind von den Auswirkungen der Klimaerwärmung besonders stark betroffen. Eine wichtige Lebensgrundlage des Menschen befindet sich damit im Umbruch. Als Rohstofflieferant, erneuerbare Energiequelle, Trinkwasserreservoir, Schutzwald, Erholungsort und CO2-Speicher stellt der österreichische Wald vielfältige Leistungen für unsere Gesellschaft bereit. Oberstes Ziel der zukünftigen Waldbewirtschaftung kann daher nur die Erhaltung von stabilen, ertragsfähigen und resistenten Waldökosystemen sein.

Herausforderung für die Forstwirtschaft
Ein Baum, der heute gepflanzt wird, kann erst in 60 bis 120 Jahren geerntet werden. Deshalb muss man sich schon bei der Bestandesbegründung Gedanken über die zukünftigen klimatischen Bedingungen machen. Klimaprognosen für den Einzelstandort sind jedoch mit Unsicherheiten behaftet. Die Handlungsempfehlungen des Bundesforschungszentrums für Wald folgen daher einem allgemeinen Ansatz und können Waldbewirtschafterinnen und -bewirtschaftern als richtungsweisende Unterstützung dienen.

Was bedeuten die klimatischen Entwicklungen für den Wald?

Schädlinge
Wärmeliebende Schadorganismen werden durch höhere Temperaturen begünstigt und können sich stärker vermehren. Manche Arten können ihr Areal ausweiten.

Trockenstress
Die steigenden Temperaturen führen bei Bäumen zu Trockenstress. Sie werden anfälliger für Krankheiten und weniger widerstandsfähig gegen Schädlinge.

Baumgrenze
Die Baumarten an der oberen Baumgrenze werden ihr Areal weiter nach oben ausdehnen. An der unteren Verbreitungsgrenze wird es für viele heimische Baumarten zu trocken werden.

Baumartenwechsel
Baumarten, die unter den neuen Bedingungen nicht mehr gesund wachsen können, werden von Baumarten, die besser damit zurecht kommen, verdrängt.

Naturgefahren
Nassschneelawinen, Winterhochwasser und extreme Wildbachereignisse im Sommer sowie Steinschlag und Felsstürze könnten in Zukunft häufiger vorkommen.

Waldbrandgefahr
Bereits eine Woche Trockenheit und Hitze sorgt im Sommer für eine erhöhte Waldbrandgefahr. Gemeinsam mit Föhnwinden steigt auch die Gefahr von Kronenfeuern.

Baumwachstum
Steigende Temperaturen, eine längere Vegetationszeit und die bessere Verfügbarkeit von CO2 erhöhen die Wuchsleistung der meisten Bäume.

Wie wirkt sich die Klimaänderung in Österreich aus?

Prognose: Temperaturanstieg
Seit Beginn des 20. Jahrhunderts hat sich die Mitteltemperatur auf der Erde um knapp 0,9°C erhöht. In Österreich ist es sogar um 1,9°C wärmer geworden. Die Prognosen gehen von einem weiteren Anstieg der Temperatur aus. Bis zum Jahr 2100 könnte es um 4°C wärmer werden. Selbst wenn sofort wirksame und weitreichende Klimaschutzmaßnahmen umgesetzt werden, steigt die Mitteltemperatur im selben Zeitraum um 2,3°C an.

Prognose: Niederschlagsentwicklung regional unterschiedlich
Bei der Niederschlagsmenge lassen sich weniger zuverlässige Aussagen treffen. Es bestehen starke regionale Unterschiede in der Niederschlagsentwicklung. Die Langzeitentwicklung zeigt in Südostösterreich stärker zurückgehende Winterniederschläge, während man in den restlichen Landesteilen mit etwas mehr Niederschlag außerhalb der Vegetationsperiode rechnet.

Prognose: Zunahme von Extremereignissen
Starkniederschläge: Für die Zukunft werden häufigere Starkregenereignisse und größere Nassschneemengen erwartet.
Stürme: Größere Temperatur- und Luftdruckkontraste haben häufigere und stärkere Stürme zur Folge.
Dürreperioden: Länger andauernde Dürren werden zukünftig häufiger auftreten. Der Wassermangel wirkt sich negativ auf die Vitalität der Bäume aus.

Wie können Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer ihrem Wald helfen?

Passende Baumarten und Baumartenmischungen
Die zunehmende Trockenheit erhöht den Stress für die Waldbäume und macht sie gegenüber Schädlingen anfälliger. Bei Baumarten, die zu ihrem Standort passen, ist dieses Risiko weit geringer. Deshalb sollte die Wahl auf Baumarten fallen, die an den Standort angepasst sind und dies auch unter den Klimabedingungen in Zukunft sein werden. Auch innerhalb einer Baumart variiert die Anpassungsfähigkeit, daher ist auch auf die genetische Herkunft der Bäume zu achten.

Bei der Auswahl von Baumarten ist Folgendes zu beachten:

  1. In Abhängigkeit von Wuchsgebiet, Seehöhe und Standort sind klimatisch geeignete Baumarten und Herkünfte auszuwählen.
  2. Trockenresistentere Baumarten und Herkünfte aus anderen Regionen oder Ländern können helfen, die Funktionen des Waldes auch auf kritischen Standorten zu erhalten.
  3. Die Anlage von Mischbeständen (bevorzugt als Gruppenmischung mit mind. 400 m²) erhöht die Vielfalt und hilft im Umgang mit der Unsicherheit der erwarteten Klimaentwicklung.

Sorgfältige Pflege
Bestände auf gefährdeten Standorten mit geringer Baumartenvielfalt können kleinflächig mit klimafitten Baumarten ergänzt werden. Regelmäßige und kräftige Pflegeeingriffe sorgen für Bäume mit gesunden Kronen und stabilen Stämmen. Die Kronen der Nadelbäume sollten 30 – 50 % der Baumlänge betragen. Im Schutzwald und in Beständen in höheren Lagen ist allerdings eine möglichst große Kronenlänge anzustreben, wenn möglich bis knapp über dem Boden. Bei Laubbäumen wird ein Kronendurchmesser von 8 – 12 Metern bei einer astfreien Schaftlänge von einem Viertel der Baumlänge angestrebt. Das h/d-Verhältnis sollte kleiner als 80 sein.

»» Dieser Wert gilt als Kennzahl für die Stabilität eines Baumes und ergibt sich aus der Baumhöhe (h) dividiert durch den Durchmesser in Brusthöhe (d). Siehe h/d-Verhältnis auf Wikipedia

Umgehende Schadholzaufbereitung
Nach Extremwetterereignissen wie Stürmen, Eis- oder Schneebruch müssen beschädigte Bäume so schnell wie möglich aus dem Wald entfernt werden, da sie für viele Schädlinge eine willkommene Brutstätte darstellen. Die Aufbereitung von Schadholz kann sehr gefährlich sein, da gebrochene oder geworfene Bäume oft unter Spannung stehen und unberechenbar reagieren. Deshalb sollte man diese Arbeiten von erfahrenen Forstprofis erledigen lassen.

Angepasste Naturverjüngung
Naturverjüngung ist gut, denn sie wächst in der Regel gut an und kommt von meist gut etablierten Bäumen im Bestand. Doch nicht immer bedeutet dies eine gute Anpassung an künftige Klimabedingungen. Es ist daher zu überlegen ob die Samen von einer Herkunft stammen, die für diesen Standort geeignet ist und welche Rolle die Genetik bei der Pflanzung der Baumart gespielt hat. Auch von Bedeutung ist, ob der Altbestand gesund war oder einem Schädling zum Opfer gefallen ist. Will man die Naturverjüngung sinnvoll einsetzen, benötigt dies ein wohl überlegtes waldbauliches Konzept.

Rechtzeitige Vorbeugung
Schäden lassen sich auf vielen Wegen verhindern. Durch einen vielfältig strukturierten Wald werden zum Beispiel Lebensräume für Gegenspieler von Schädlingen geschaffen. Ein mehrstufiger Bestand, der aus Oberschicht, Mittelschicht und Unterschicht besteht, ist auch weniger an fällig für Krankheiten. Zudem wirken sich Stürme, Eis- und Schneebruch nicht großflächig aus, weil nie alle Baumarten gleich zeitig im gleichen Maß geschädigt werden. Mit boden schonenden Ernteverfahren lässt sich der Waldboden gesund erhalten, indem man die Bodenverdichtung geringhält.Sorgfalt bei der Holzernte vermeidet Schäden an Bäumen, die noch weiter im Bestand verbleiben.

Beratung und Weiterbildung
Das Bundesforschungszentrum für Wald erarbeitet konkrete Handlungsempfehlungen für die Praxis. Anwendung finden diese auch in der kompetenten Beratung der Landwirtschaftskammern, der Waldwirtschaftsgemeinschaften, der Waldverbände, der Bezirksforstinspektionen und bei vielen Zivilingenieuren und Forstbetrieben. An den Forstlichen Ausbildungsstätten Ossiach, Traunkirchen und Pichl werden die Erkenntnisse aus der Waldforschung in die Praxis vermittelt.

Alle Fakten auf einen Blick – Poster zum Download

Quellen und weitere Informationen

Markart, G.; Klebinder K.; Kohl B.; Meißl, G.; Perzl, F.; Zeidler, A.; Zieher, T.; : (2017): Klimawandel und Naturgefahren. BFW-Praxisinformation 44 : 35 – 38; Artikel auf Waldwissen

BFW-Factsheet Auswirkungen des Klimawandels auf Lawinen, Muren und Wildbäche, 2020

ZAMG Informationsportal Klimawandel

CCCA-Factsheet Zunehmende Schäden durch Borkenkäfer im Klimawandel

CCCA-Factsheet Auswirkungen des Klimawandels auf die Holzproduktion in Österreich

LWF aktuell 66/2008 Wasserverbrauch von Wäldern