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Weiter hohe Schäden durch Borkenkäfer

Umgestürzte, von Borkenkäfer geschädigte Bäume in einem Wald

Die Borkenkäferschäden nahmen 2023 weiter zu: Die Menge stieg um 8 % an und erreichte mit 4,04 Millionen Festmeter (exakt Vorratsfestmeter) den dritthöchsten Wert in Österreich. Die Schwerpunktgebiete bleiben Osttirol und Oberkärnten, in den nördlichen Kalkalpen hat sich die Situation verschärft.

Nicht aufgearbeitete Windwürfe und die Schneebrüche vom Dezember 2023 stellen reichlich geeignetes Brutmaterial zur Verfügung. Die Föhnstürme zu Ostern sorgten mit erheblichem Schadholzanfall für eine weitere Verschärfung der Forstschutzsituation. Die hohen Temperaturen ermöglichen auch in hohen Lagen einen raschen Populationsaufbau mit mehreren Generationen im Jahr, in den tiefen Lagen kommt der Einfluss von Trockenheit hinzu.

Das Jahr 2023 war laut GeoSphere Austria das wärmste Jahr der Messgeschichte seit 1768. Die Temperatur lag um 2,6 °C über dem langjährigen Mittel der Periode 1961-1990. Insgesamt gab es im Jahr 2023 um 17 % mehr Niederschlag als im langjährigen Vergleich (1991-2020), auffallend waren jedoch ausgeprägte Gegensätze zwischen sehr trockenen und sehr nassen Regionen und Phasen.

Start ins Jahr 2024

Das Jahr 2024 begann mit extrem hohen Temperaturen und regional geringen Niederschlägen. Die Witterung zu Beginn der Vegetationsperiode wird daher wieder einen großen Einfluss auf die Borkenkäfersituation in der ersten Jahreshälfte haben. Der Entzug von Brutmaterial und die Reduktion der Käferpopulation sind die wichtigsten Hebel im Borkenkäfermanagement.

„Entscheidend ist es, in Wäldern mit überschaubarer Borkenkäferdynamik möglichst „sauber“ in die Saison zu starten, das Schwärmen der Käfer zu beobachten und möglichen Neubefall zu erkennen.“

Gernot Hoch, Waldschutzexperte vom Bundesforschungszentrum für Wald

Bei der Aufarbeitung der neu hinzugekommenen Sturmschäden sollten kleinere Schadflächen bevorzugt behandelt werden, da es hier früher zu Stehendbefall kommen kann als auf größeren Flächen. In den am stärksten betroffenen Käferschadensgebieten ist zusätzlich eine Priorisierung der nötigen Aufarbeitungsarbeiten und Bekämpfungsmaßnahmen in Abstimmung mit der Forstbehörde und der Forstberatung der Landwirtschaftskammern sinnvoll.

Leichter Anstieg bei Borkenkäferschäden

Die Dokumentation der Waldschädigungsfaktoren (DWF) weist für Österreich Borkenkäferschäden in der Höhe von 4,04 Millionen Festmeter aus, das sind um 8 % mehr als im Vorjahr. Vor allem in den südlichen und inneralpinen Regionen nahmen die Schäden zu, der Schwerpunkt der relativen Zunahme verlagerte sich von Osttirol in die Steiermark. Dort meldete der Forstdienst mit 964.000 Festmeter einen Anstieg um fast die Hälfte des Vorjahreswertes.

Der Erhebungszeitraum für die Dokumentation der Waldschädigungsfaktoren (DWF) ist das Kalenderjahr: Ausschlaggebend ist der Zeitpunkt der Schädigung und nicht der Zeitpunkt einer allfälligen Nutzung. Aus diesen und weiteren methodischen Punkten ergeben sich Unterschiede zur Holzeinschlagsmeldung (HEM) in Bezug auf die Volumina der geschädigten Bäume, so auch der Borkenkäfer-Schadholzmenge.

• Die DWF erfasst alle geschädigten Bäume, auch wenn sie im Wald verbleiben. Die HEM gibt an, welche Menge des Einschlags als Schadholz genutzt wurde und auf den Holzmarkt, dazu zählt auch der Eigenverbrauch, gelangte.
• Die DWF erhebt die Daten für das Kalenderjahr, in dem die Schädigung aufgetreten ist. Für die HEM ist der Zeitpunkt der Nutzung entscheidend: Holz, das bereits im Herbst eines Kalenderjahres geschädigt wurde, kann etwa erst im darauffolgenden Jahr genutzt werden. Diese Mengen können besonders bei großen Kalamitäten oder später Schädigung im Jahr in unterschiedlichen Berichtsjahren berücksichtigt werden.
• Für die DWF wird das gesamte Baumvolumen in Vorratsfestmetern geschätzt, für die HEM werden die Mengen der Holzsortimente in Erntefestmetern angegeben. Ein Erntefestmeter entspricht einem Vorratsfestmeter abzüglich ungefähr zehn Prozent Rindenverluste und zehn Prozent Verluste bei der Holzernte. Die DWF-Erhebung im Schätzverfahren erfolgt durch Forstfachleute der Bezirksforstdienste im eigenen, gut bekannten Arbeitsgebiet.

In Kärnten betrug der Schadholzanfall 861.000 Festmeter (plus 13 %), geringere Zuwächse gegenüber 2022 wurden in Oberösterreich und Tirol verzeichnet. Tirol weist mit 1,32 Millionen Festmeter aber nach wie vor die höchsten Borkenkäferschäden aller Bundesländer auf.

„Die Kalamität betrifft fichtenreiche Wälder von der Talsohle bis an die obere Grenze des Fichtenwaldes. Damit ist eine Auseinandersetzung mit der künftigen Schutzwirkung des Waldes vor Naturgefahren in den betroffenen Steillagen erforderlich.“

Peter Mayer, Leiter des BFW

Die absolut höchsten Schadholzmengen wurden wiederum in den Forstbezirken Osttirol (1,20 Millionen Festmeter), Spittal an der Drau (476.000 Festmeter) sowie Bruck-Mürzzuschlag (312.000 Festmeter) verzeichnet.

Schäden durch Sturm, Schnee, Lawinen auch hoch

Insgesamt wurden 2023 über 3,5 Millionen Festmeter durch abiotische Faktoren geschädigt, 76 % mehr als im Vorjahr: Nassschnee, große Neuschneemengen und Lawinen verursachten Schäden in der Höhe von 866.000 Festmeter, ein Vielfaches der Vorjahresmenge. Die Sturmschäden stiegen weniger stark an, erreichten aber, ausgehend von einem hohen Vorjahresniveau, 2,7 Millionen Festmeter. In beiden Fällen waren besonders Regionen in der Steiermark, Kärnten und Niederösterreich betroffen.

In Österreich werden Schädigungen im Wald im Rahmen der Dokumentation der Waldschädigungsfaktoren (DWF) durch das Bundesforschungszentrum für Wald (BFW) erhoben und basieren auf den Angaben der Bezirksforstdienste aus ganz Österreich. Die physiologische Schädigung steht im Fokus des Schätzverfahrens, ungeachtet einer folgenden Kalamitätsnutzung.

Österreichkarte mit Visualisierung der Borkenkäferschäden im Wald 2023

Detailinformationen

Tabellarische Gesamtübersicht der DWF 2023

Schadholzmengen durch Sturm, Schnee und Borkenkäferbefall (Diagramm)