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Resiliente Auwälder als ökologische Korridore im Biosphärenpark Mur-Drau-Donau

Auwälder wirken als wertvolle ökologische Korridore in der Landschaft. Doch die natürliche Dynamik geht zunehmend verloren und durch die sich ändernden Umweltbedingungen (Klima, Wasserverfügbarkeit) und das Auftreten von neuen Baumkrankheiten (zum Beispiel Eschentriebsterben) sind heimische Baumarten zunehmend gefährdet.

Es kommt zu einem vermehrten Auftreten von invasiven Arten und mangelt an Naturverjüngung. Zusätzlich treten Konflikte zwischen verschiedenen Nutzergruppen (Forst, Jagd, Naturschutz, Tourismus) auf. Diese Aspekte erfordern die Entwicklung einer ganzheitlichen Strategie für Naturschutz und Waldbewirtschaftung im neu gegründeten Biosphärenpark
Mur-Drau-Donau.

REFOCuS Team bei einem Treffen mit österreichischen Projektpartnern in der Steiermark.
Foto: Markus Sallmannshofer

Auwälder sind wirtschaftlich hochproduktiv, besitzen eine hohe biologische Vielfalt und stellen zudem durch ihre konnektive Wirkung entlang von Flusssystemen wertvolle ökologische Korridore dar. (Foto oben: Markus Sallmannshofer)

Erhaltung intakter, multifunktionaler Auwaldsysteme

Im Rahmen des Projektes „REFOCuS“ wird an Waldbau- und Naturschutzkonzepten für den Biosphärenpark Mur-Drau-Donau gearbeitet. Zudem werden Empfehlungen für grenzüberschreitenden Saatguttransfer unter künftigen Umweltveränderungen entwickelt. Die Verfügbarkeit von standortstauglichem Saat- und Pflanzgut ist bislang unzureichend, da Auwälder in den einzelnen Ländern nur geringe Anteile der Waldfläche ausmachen. Um den Fortbestand intakter Auwaldsysteme und ihrer Multifunktionalität zu gewährleisten, sollen im Projekt die Grundlagen geschaffen werden, um die Stabilität und Resilienz der Waldbestände zu erhöhen. Dazu werden

  • waldbauliche Empfehlungen unter Berücksichtigung naturschutzfachlicher Fragestellungen entwickelt und
  • Maßnahmen initiiert, um die Verfügbarkeit von lokal geeignetem, genetisch hochqualitativem und gesundem Pflanzmaterial zu erhöhen.
https://youtu.be/2o5c6prv7_s
Markus Sallmannshofer erklärt im Rahmen eines ALPTREES-Talk das Projekt.

Fünf forstliche Forschungsinstitutionen aus den Ländern Österreich, Slowenien, Ungarn, Kroatien und Serbien befassen sich mit der Umsetzung des Projekts. Zudem sind lokale Organisationen wie Forstbetriebe und Naturschutzinstitutionen unterstützend beteiligt. Diese enge Zusammenarbeit von insgesamt 10 Projektpartnern und weiteren Organisationen aus dem gesamten Projektgebiet soll trotz unterschiedlicher rechtlicher und struktureller Voraussetzungen in den einzelnen Ländern sicherstellen, dass unterschiedliche Interessen integrativ betrachtet werden und in gemeinsame Strategien für resiliente Auwälder eingebunden werden.

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Der neu eingerichtete, grenzüberschreitende Biosphärenpark Mur-Drau-Donau umfasst über eine Million Hektar und erstreckt sich von der steirischen Grenzmur bis nach Serbien.
Karte: Markus Sallmannshofer

Partizipative Strategie und Wissenstransfer in die Praxis

Für die Entwicklung von Management-Empfehlungen werden zu Projektbeginn die wichtigsten forst- und naturschutzfachlichen Ziele identifiziert. Zum einen werden hierbei Interessensvertreter aus allen beteiligen Sektoren eingebunden, zum anderen finden Feldaufnahmen statt. Rund 50 Waldflächen, die über das gesamte Projektgebiet verteilt sind, werden vom BFW gemeinsam mit den Partnerinstitutionen hinsichtlich ihres Zustands und der jeweiligen Gefährdungen untersucht. Die gewonnenen Daten zeigen Unterschiede innerhalb des Biosphärenparks auf und können mit bestehenden Referenzflächen verglichen werden.

Altersschätzung einer frisch gefällten Steileiche im Gebiet einer Referenzfläche.
Foto: Katharina Lapin

Das BFW kann neben den wissenschaftlichen Forschungstätigkeiten seine Stärken als Ausbildungsstätte in Workshops und bei der Anlage von waldbaulichen Demonstrationsflächen in allen Partnerländern nutzen. Diese Demonstrationsflächen werden thematische Schwerpunktflächen sein und sollen gezielt forstliche und naturschutzfachliche Probleme und mögliche Lösungsansätze aufzeigen. Damit helfen die Demonstrationsflächen dabei, einen effizienten Wissenstransfer in die Praxis sicherstellen und die Erkenntnisse von REFOCus auch nach Projektende zu erhalten.

Grenzen überwinden

Die Flussläufe im Biosphärenpark haben sich historisch zu nationalen Grenzen, einhergehend mit landesspezifischen Gesetzgebungen zu forstlichem Saat- und Pflanzgut, entwickelt. Für Renaturierungs- und Aufforstungsmaßnahmen in den Auwäldern der Region stammen die besten geeigneten Forstpflanzen jedoch häufig aus den ökologisch identischen Gebieten der Nachbarländer. Aufgrund der unterschiedlichen Gesetzgebung ist ein Transfer über Grenzen hinweg jedoch erschwert. Daher werden in REFOCus die ökologischen Ansprüche und die lokalen Anpassung der Baumarten untersucht und die optimalen Zonen zum internationalen Transfer von forstlichem Vermehrungsgut abgeleitet. Um politische Hürden zu überwinden, werden gemeinschaftlich entsprechende Empfehlungen zur rechtlichen Implementierung erarbeitet.

Links

Projektwebsite REFOCuS
Liste der Projektpartner

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Text: Markus Sallmannshofer, Silvio Schüler, Benjamin Stadler

EU-Förderung
Gesamt: 1503076,78 Euro
ERDF-Beitrag: 1101242,71 Euro
IPA-Beitrag: 176372,54 Euro
ENI-Beitrag: 0