Typisch Holz!
Ob Heizen oder Bauen. Holz aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern ist ein wichtiger Rohstoff für unsere Lebensräume. Ein Überblick.
So manch einer schmunzelt, wenn vom Museum für Heizkultur in Wien Meidling die Rede ist. Dass im Heizen viel Sozialgeschichte steckt, macht seine Bedeutung schnell klar. Holz war und ist der wichtigste erneuerbare Energieträger in Österreich. Detail am Rande: Seit der Energiekrise sind die so genannten Klaubholzscheine wieder beliebt. Damit ist das Sammeln von Anzündholz in geringem Ausmaß für Anrainer und Anrainerinnen mit einer entsprechenden Anmeldung etwa bei den Österreichischen Bundesforsten erlaubt. Auch bei den traditionellen Einforstungsrechten, also die historisch zugesicherte Nutzung von Holz in einem nichteigenen Wald, geht es vielfach um Brennholz. In welcher Form kommt es in Österreich zum Einsatz?
Energieholznutzung in Österreich
Scheitholz, Briketts, aber auch Pellets, Hackgut und Rinde werden verheizt. Das macht etwa ein Fünftel des gesamten Holzeinschlages inklusive Importe aus. Zudem liefern die Lauge aus der Zellstoffproduktion und viele andere Reststoffe wie Gartenschnitt und recyceltes Holz thermische Energie. Nebenprodukte werden hauptsächlich in Heizkraftwerken eingesetzt, um Wärme und Strom zu erzeugen, der Rest wird zu Pellets und Briketts weiterverarbeitet. Holz- bzw. Waldhackgut ist ebenfalls ein wichtiger Brennstoff der heimischen Nah- und Fernwärmeanlagen. Klassisches Brennholz ist nach wie vor ein sehr bedeutendes Energieholzsortiment und wird zur Wärmeversorgung eingesetzt. Importiertes Brennholz unterliegt bestimmten Anforderungen, die im Forstlichen Pflanzenschutzgesetz geregelt sind.
Lebens(t)räume aus Holz
Heizen und Bauen mit Holz sind kein Widerspruch. Vom Wald bis zur Baustelle fallen Nebenprodukte zum Heizen an. Pro verbautem Kubikmeter Holz entstehen 6 bis 10 Kubikmeter Waldhackgut, Brennholz, Rinde, Sägespäne und andere Holzreste.
Feinstaubbelastung? Moderne Feuerungssysteme mit intelligent gesteuerten Brennkammern weisen minimale Emissionen auf. Und auch bei (alten) Allesbrennern wie Kamine, Schwedenöfen, Kachelöfen und Sparherde kann man die Belastung durch Feinstaub wesentlich senken, wenn man richtig heizt: ausreichend hohe Temperatur, richtige Luftmenge, der Einsatz naturbelassener Anzünder ohne Zeitungspapier, das Anfeuern des Holzes von oben und die Verwendung von trockenem Holz können die Feinstaubemissionen deutlich verringern und somit zu einer gesünderen Umgebung beitragen.
Hochhäuser aus Holz
84 m ragt Österreichs höchstes Holzhochhaus Hoho in Wien Aspern empor. Mit seinen 24 Stockwerken galt es für kurze Zeit als das höchste der Welt. Es wurde recht bald von Mjøstårnet in Norwegen (85,5 m) abgelöst. In Berlin, Tokio, London und vielen anderen Städten sind die nächsten, noch viel höheren Bauten in Entwicklung – das in Tokio soll sogar bis zu 350 m hoch werden und bis 2040 abgeschlossen sein. Der große Vorteil beim Bauen mit Holz ist das wesentlich reduzierte Gewicht und die langfristige Speicherung von Kohlenstoff im Holz. Und auch bei den Emissionen von Kohlendioxid während der Produktion schlägt es die beiden Baustoffe Zement und Stahl haushoch.
Hoho Wien ist eine Mischbauweise aus Holz und Beton – ein Baustoff der aus Mörtel und Zement besteht –, wobei sich der Anteil von Holz auf 75 % beläuft. Heimische Fichte kam dabei zum Einsatz, die bei den Wänden, Decken und Stützen unverkleidet verbaut wurde und somit das Holz in seiner Materialität wahrnehmbar machen. Holz wird auch dann von der Baubranche geschätzt, wenn es um die Aufstockung von bestehenden Gebäuden geht. Hier ist das geringere Gewicht ein schlagendes Argument.
In Wien bauten große Architekten und Architektinnen in den 20er Jahren des 20. Jahrhundert mit Holz in den verschiedenen Dimensionen – vom Haus bis zum Kleinmöbel: Adolf Loos, Josef Hoffmann, Margarethe Schütte-Lihotzky. Es folgt eine lange Phase der Eisen- und später der Stahlbetonbauweise, die auch heute noch die maßgebliche ist. Kommt die Holzwende im Baugewerbe? Hört man sich um, tritt Holz als Baumaterial vielfältig in Erscheinung. Ob von der Vorarlberger Holzbaukunst, ein Netzwerk an engagierten Fachleuten oder von der Handler Group im Burgenland, die Hoho Wien gebaut hat, der Rohstoff Holz ist auf sämtlichen Dimensionen der Baubranche relevant.
Holz & Politik
Auf europäischer Ebene wurde erst kürzlich durch Österreich und Finnland ein deutliches Signal in Richtung Holznutzung gesetzt. Im Rahmen der Holzinitative des Waldfonds wurde die „European Wood Policy Platform“ kurz woodPoP gegründet. Dabei soll der Mehrwert von Holz, Werkstoffen und langlebigen Holzprodukten aus nachhaltiger Waldbewirtschaftung als Treiber für die Kreislaufwirtschaft sektorübergreifend diskutiert und gefördert werden. Holznutzung gilt durch ihre grundlegende Eigenschaft Treibhausgasemissionen zu reduzieren, als wichtiger Beitrag zum aktiven Klimaschutz. Es geht darum, die Vorteile multifunktionaler Wälder zu verhandeln, um Holz als naturbasierte Lösung, sowie sein Klimaschutz- und Anpassungspotenzial hervorzuheben. Ein weiteres zentrales Ziel ist es, durch regionale, effiziente und nachhaltige Holznutzung, den globalen Wald- und Naturverlust aufzuhalten.
Unser Beitrag für den Klimaschutz
Was das Bundesforschungszentrum für Wald (BFW) im Bereich Holzbau in den letzten Jahren geleistet hat? Der Waldcampus ÖSTERREICH, in dem die Forstliche Ausbildungsstätte Traunkirchen des BFW angesiedelt ist, ist für seine Holzbauweise mit dem Gütesiegel „klimaaktiv Gold” ausgezeichnet worden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie auf der Plattform www.klimaaktiv.at oder auch unter www.fasttraunkirchen.at.
Wissen zum Vertiefen
- Baumartenampel für eine klimafitte Waldbewirtschaftung: Broschüre im BFW Webshop erhältlich
- Informationen über den EU-Holzhandelspolitik & Forstliches Pflanzenschutzgesetz: www.bundesamt-wald.at
- Videopodcast Treegital
- Proholz Podcast
- Informations- und Interessensplattform: www.biomasseverband.at
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