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Wald-Wellness bietet Chancen für die österreichische Forstwirtschaft

Gruppenbild mit mehreren Menschen

Am 28. und 29. Oktober 2021 fand erstmals an der forstlichen Ausbildungsstätte Ossiach eine gut besuchte Fachtagung zu Entwicklungspotentialen im Bereich „Wald-Wellness“ statt. Es wurden einige Projekte vorgestellt, bei denen buchbare Gesundheitsangebote in und um den Wald angeboten werden.

Soviel sei bereits jetzt verraten: Die große Herausforderung liegt vor allem darin, dass dabei vorbildhafte, nachhaltige Waldbewirtschaftung mit den sehr strengen Vorgaben gesundheitsrelevanter Angebote sowie mit den touristischen Anforderungen der jeweiligen Region verknüpft werden. 

Moderiert vom Leiter der forstlichen Ausbildungsstätte Ossiach, Johann ZÖSCHER, wurden am Vormittag die wichtigsten Ergebnisse der Reihe „Destination Wald“ skizziert und dabei auch einige Knackpunkte und Hemmnisse herausgearbeitet (Alfred Grieshofer / BMLRT) sowie ein Kurzabriss des Forschungsstandes und der daraus ableitbaren Potentiale. (Arne Arnberger / Boku, Martina Laubreiter / Diözese Graz-Seckau; Bernadette Reichl / Juristin, Unternehmensberaterin mit Schwerpunkt LUFW Betriebe). Bereits nach den ersten Redner*innen wurde deutlich, dass vor allem das Thema Wald und Gesundheit seit geraumer Zeit innerhalb der Gesellschaft immer populärer wird. Es bedarf zukünftig eines steten Austausches der verschiedenen Stakeholder*innen aus dem Green Care Bereich (Wald/Natur, Gesundheit, Bildung, Tourismus), um auch rechtliche Stolpersteine hinsichtlich Wirkung und Angebote zu umgehen. Auch die Wissenschaft ist hier gefragt, weitere evidente Ergebnisse vorzulegen.

Blitzlichter und Projekte

Die am Nachmittag folgenden „Blitzlichter“ boten einen fachlich dichten Einblick in einige Betriebe und Projektvorhaben (Auszeithof Peintnerhof/Andrea Unterguggenberger, Überlegungen zu „Urlaub am Waldbauernhof“ Christa Öhlinger Brandner, Projekt „Hallerwald“/ Stefan Achathaler).

Darüber hinaus wurden nationale und internationale Vorhaben und Projekte zum spannenden Tagungsthema vorgestellt, mit dem Ziel, den besonderen Mehrwert von Green Care-Initiativen im Forstsektor darzulegen.

  • Dominik Mühlberger / Monika Humer, BFW: „Green Care WALD und Tourismus – ein Thema mit Zukunft am BFW?“ (Green for Care)
  • Johannes Kirchheimer / SKA Warmbad Villach: „Wald und Kurtourismus, Waldpädagogik und Schmerztherapie
  • Fritz Wolf: „Waldness im Almtal“ – eine touristische Leitregion zum Thema stellt sich vor.

Am Abschluss dieses Vortragsblockes wurde von den Projektverantwortlichen Georg Christian Steckenbauer und Sebastian Markov / TG Deggendorf / Bayern das INTEREGG Projekt „Netzwerk Gesundheitstourismus Wald – ein Kooperationsnetzwerk zur Entwicklung einer gesundheitstouristischen Nutzung von Wäldern in Österreich und Bayern“ präsentiert.

Die unter dem Motto „Was sagen die Praktiker*innen – wir fragen nach!“ stehende Podiumsdiskussion ergab erwartungsgemäß sehr unterschiedliche Einschätzungen des Entwicklungspotentiales. Die Argumentation reichte dabei von deutlicher Zurückhaltung im Hinblick auf den direkten wirtschaftlichen Nutzen (Alberich Lodron / Landforstbetriebe Kärnten) über die von Andreas Holzinger (Steiermärkische Landesforste) vorgebrachte Forderung, die Handlungskompetenz zu diesen neuen Gesellschaftsthemen unbedingt in forstlicher Hand zu belassen und daher vorausschauend und pro aktiv mitzugestalten.

Christian Kresse von der Kärnten Werbung berichtete, dass die Tourismusseite in den Regionen bei der strategischen Ausrichtung und Angebotsgestaltung „um den Wald“ in den letzten Jahren viele wertvolle Erfahrungen sammeln konnte und hier eine stärkere Kooperation mit Wald- und Grundeigentümer*innen Sinn macht.

Aus teilweise abbruchgefährdeten Objekten wurden von der Eigentümerfamilie Johann wunderschöne, einladende Unterkünfte gestaltet. © BFW

Forstverwaltung Freibach als Best Practice

Am Folgetag, bei der Exkursion zur Forstverwaltung Freibach, St. Margareten im Rosental (Michael und Elisabeth Johann), zeigte sich, dass es mittel- bis langfristig auch wirtschaftlich Sinn macht, sich mit den Gesellschaftsthemen um den Wald intensiv auseinanderzusetzen und die Diversifizierung und Erhöhung der Wertschöpfung auf die bestehende klassische Wald (sowie Jagd-) Nutzung abzustimmen. Einige wichtige Voraussetzungen: Basis ist und bleibt die nachhaltige Wald-/Holznutzung – bei hier im Forstbetrieb Johann sehr herausfordernden Verhältnissen (hoher Schutzwaldanteil und damit überwiegend Seilgelände, äußerst engagierte betriebliche Ziele für den Erhalt der regionstypischen Mischwälder bzw. von Biodiversitäts- und Naturschutzvorgaben, extreme Schadereignisse in den letzten Jahren etc.).

Die Eigentümerfamilie hat schon vor Jahrzehnten beschlossen, die kulturhistorisch bedeutenden, landwirtschaftlichen Objekte zu erhalten. Aus teilweise abbruchgefährdeten Objekten wurden wunderschöne, einladende Unterkünfte – eben genau solche, wie sie die „stressgeplagten“ Waldbesucher*innen von heute händeringend suchen.

Exkursion zur Forstverwaltung Freibach, St. Margareten im Rosental © BFW

Resümee

Es bedarf der fachlichen Offenheit für die neuen Gesellschaftsthemen, der genauen Abstimmung auf den Betrieb, die Örtlichkeit und Gesamtregion sowie letztlich einen oftmals langen Atem und eine Portion Idealismus, um nachhaltige Green-Care-Angebote zu schaffen. Besonders zu betonen sei noch einmal die Zusammenarbeit der einzelnen Bereiche und die damit einhergehende Beachtung verschiedene Bedürfnisse und Wünsche. Dadurch können zukunftsträchtige Aufgaben wie eine nachhaltige Waldwirtschaft, Gesundheitsangebote und ein darauf abgestimmter Tourismus erfolgreich „unter einen Hut gebracht“ werden.

Weitere Informationen

Green Care WALD