Warum wir wissen, dass jede Sekunde ein Kubikmeter Holz nachwächst
In Österreichs Wald wachsen rund 3,4 Milliarden Bäume, die gemeinsam pro Sekunde etwa einen Kubikmeter Holz produzieren. Das Institut für Waldinventur des Bundesforschungszentrums für Wald (BFW) weiß das deswegen so genau, weil die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Bäume regelmäßig vermessen und so den Holzzuwachs genau im Blick haben.
Das Wachstum eines Baumes lässt sich relativ einfach messen. Dazu werden zuerst die Höhe, der Brusthöhendurchmesser in 1,3 Metern Höhe und der obere Durchmesser in ein Drittel der Baumhöhe bestimmt. Um das Volumen eines Baumes zu berechnen, wäre es am Genauesten, wenn man den Baum mit einem Kran nehmen könnte, ihn in eine Tonne mit Wasser drücken und das verdrängte Wasservolumen ablesen würde. Aber das wäre sehr aufwändig. Deshalb muss man auf die Mathematik zurückgreifen. Die Daten werden in eine Formel eingegeben, die für jede Baumart ein bisschen variiert. Weil alle sechs Jahre immer dieselben Punkte für eine Vermessung aufgesucht werden, kann man die Ergebnisse aus der Vergangenheit mit den aktuellen vergleichen und kommt so auf den Zuwachs.
Um den Jahreszuwachs aller 3,4 Milliarden Bäume in den heimischen Wäldern zu berechnen, vermisst die Österreichische Waldinventur (ÖWI) in sechs Jahren eine repräsentative Stichprobe von 80.000 Bäumen, deren Volumina auf die Gesamtanzahl hochgerechnet werden. Pro Jahr wachsen 30,4 Millionen Kubikmeter Holz nach. Um den Sekundenzuwachs zu berechnen, dividiert man diesen Wert durch die Sekundenanzahl eines Jahres, also 31.536.000, und kommt auf 0,96 Kubikmeter – aufgerundet ein ganzer Kubikmeter.
Österreichische Waldinventur misst den Wald
Die Waldinventur verfügt über rund 5500 Erhebungseinheiten, so genannte Trakte, die in einem gleichmäßigen Raster von 3,9 Kilometern Abstand über ganz Österreich verteilt sind. Jeder Trakt besteht aus vier Probeflächen, was 22.000 Stichprobenpunkte ergäbe (Abbildung 1). Da aber auf der halben Bundesfläche kein Wald wächst, sind es „nur“ 11.000 Stichprobenpunkte im Wald, die von den etwa 20 MitarbeiterInnen innerhalb von sechs Jahren besucht werden. Von April bis Oktober haben die Inventurteams Zeit für die Aufnahmen (Abbildung 2), den Rest des Jahres werten sie ihre gesammelten Daten im Büro aus.
Auf einem Stichprobenpunkt werden mittels einer präzisen Methode (Winkelzählprobe) jene Bäume ausgesucht, die in der Statistik aufgenommen werden. Von diesen Bäumen werden die Baumart bestimmt, Höhe, Brusthöhendurchmesser in 1,3 Metern Höhe, oberer Durchmesser in ein Drittel der Baumhöhe vermessen und Schäden erhoben. Im Durchschnitt sind es sieben Bäume pro Probefläche und damit etwa 80.000 Probestämme im Bundesgebiet.