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Werkzeugkasten gegen invasive forstschädliche Prachtkäfer

Der Eschenprachtkäfer etwa ist noch nicht in der Europäischen Union angelangt. Expert*innen nutzen die Zeit vor seiner Ankunft, um mit ihm künftig umgehen zu können. Zum Schutz der Eschen in Europa.

Ein internationales Konsortium unter Beteiligung von Wissenschaftler*innen des Bundesforschungszentrums für Wald (BFW) erarbeitete im Projekt PREPSYS1 Strategien zum Management zweier forstschädlicher Prachtkäfer. Durch intensiven Austausch mit Fachleuten aus von den Schädlingen betroffenen Ländern (z.B. Fact finding missions nach Nordamerika und internationale Konferenz am BFW in Wien), der Zusammenstellung vorhandenen Wissens und der Testung neuer Verfahren wurde ein Set von geeigneten Methoden („Toolbox“) zur Überwachung und Bekämpfung dieser Arten erarbeitet.

Bereits in den ersten Jahren des Auftretens in den USA und im europäischen Russland in den frühen 2000ern zeigte der Asiatische Eschenprachtkäfer sein enormes Schadpotential. Trotz aller Gegenmaßnahmen erweiterte der aus Ostasien eingeschleppte Käfer in Nordamerika sein Verbreitungsgebiet mit enormer Geschwindigkeit und verursachte das Absterben hunderttausender Eschen. Auch in Russland breitete sich der Schädling von Moskau nach Süden und Westen aus und hat mittlerweile die Ukraine erreicht. Mit einem Eintreffen in der EU muss also in naher Zukunft gerechnet werden. Der Bronzefarbene Birkenprachtkäfer ist in Nordamerika heimisch. Dort wird er vor allem an europäischen und asiatischen Birken zum Schädling. Eine Einschleppung nach Europa hätte für die Birken wahrscheinlich sehr negative Auswirkungen. Aufgrund der derzeit ungleich größeren wirtschaftlichen und ökologischen Bedeutung des Eschenprachtkäfers gibt es wesentlich mehr Entwicklungen, die diese Art betreffen. Ähnlichkeiten in der Lebensweise erlauben, dass viele Schlussfolgerungen auch für den Birkenprachtkäfer übernommen werden.

Toolbox für den Asiatischen Eschenprachtkäfer

Die Erfahrungen aus den Befallsgebieten des Eschenprachtkäfers lehren, dass die Intensität der Überwachungsmaßnahmen hoch sein muss, um überhaupt eine Chance zu haben, eine neue Einschleppung früh zu entdecken und somit noch erfolgreich bekämpfen zu können. Dafür stehen zwei geeignete Fallentypen und ein Lockstoff aus baumbürtigen Stoffen und einem Pheromon zur Verfügung. Im Zuge des Projektes trainierte das BFW erste Spürhunde zum Auffinden des Eschenprachtkäfers. Diese könnten sehr effizient bei der Kontrolle von importiertem Eschenholz aber auch in Befallsgebieten zum Einsatz kommen. Weitere Hunde können ausgebildet werden. Bei allen Überwachungsmaßnahmen ist eine gute Risikoanalyse notwendig, um die Ressourcen zielgerichtet einsetzen zu können. Basierend auf dieser Risikoanalyse können auch geeignete Maßnahmen zum Schließen möglicher Einschleppungspfade getroffen werden.

Dennoch ist davon auszugehen, dass sich der Eschenprachtkäfer von Russland und der Ukraine weiter nach Westen ausbreiten und in anderen Ländern Europas etablieren wird. Um diesen dann nicht mehr zu tilgenden Befall zu managen, stehen einige in den USA und Kanada entwickelte Optionen zur Verfügung. Injektionen mit Insektiziden etwa können das Absterben von Eschen wesentlich verzögern, und so die Dramatik der Situation besonders in Siedlungsgebieten entschärfen. Die Mittel sind in der EU für diesen Einsatz noch nicht zugelassen. Die Massenzucht und Freilassung von aus dem Ursprungsgebiet importierten, spezifisch wirkenden parasitischen Schlupfwespen ist eine erfolgversprechende, langfristige Strategie. In den USA und Kanada laufen dazu groß angelegte, staatliche Programme. Ähnliches sollte auf europäischer Ebene vorbereitet werden.

Darüber hinaus ist es wichtig, sowohl die Fachleute als auch die breite Öffentlichkeit für das Problem zu sensibilisieren. Idealerweise beginnt die Aufklärung bereits vor dem Eintreffen eines Schädlings in einem Land. So können die Menschen beim Auffinden neuer Befallsgebiete mithelfen und werden auch eher bereit sein, Kontrollmaßnahmen einschließlich präventiver Baumfällungen mitzutragen.

Die Methoden der Toolbox werden mit der Zeit erweitert und durch Anwendung in den Befallsgebieten verbessert. Das Projekt bringt den derzeitigen Status den Europäischen Pflanzenschutzdiensten und -organisationen, der Europäischen Kommission und allen Interessierten zur Kenntnis. Es braucht nun koordiniertes Vorgehen auf europäischer Ebene, um für ein mögliches Eintreffen einer der beiden Schädlinge bestmöglich vorbereitet zu sein.

1 Risk-based strategies to prepare for and manage invasive tree borers – Pest Risk Evaluation and Pest management SYStems (PREPSYS): ein Projekt im Rahmen des Europäischen Netzwerkes EUPHRESCO; nationale Finanzierung durch das BMLRT (DaFNE Projekt 101191)

Links

Infografik Toolbox
Abbildung 1: Im Rahmen des Projekts PREPSYS wurde ein Set von geeigneten Methoden zu Überwachung, Bekämpfung und Management dieses invasiven Forstschädlings erarbeitet.