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Kulturgüter brauchen Schutz 

Zuerst der Mensch, dann teure Infrastruktur retten, lautet die Vorgabe für Einsatzkräfte. Was kann das für Kirchen und Denkmäler bedeuten? Das länderübergreifende EU-Projekt CHEERS arbeitete Leitlinien aus, um Kulturgüter im Fall von heftigen Unwettern, Bränden, Muren oder Überschwemmungen zu retten.  

Die Alpen sind Heimat eines vielfältigen kulturellen Erbes. Aber auch Schauplatz heftiger Unwetter und anderer Naturkatastrophen. Gerade in Zeiten des sich ändernden Klimas ist das eine Gefahr für zahlreiche Kulturgüter. Bei Naturkatastrophen sind Feuerwehren und Rettungsdienste in der Regel als Erste zur Stelle. Dabei gibt es klare Prioritäten: Menschen in Not helfen und nach Möglichkeit teure Infrastruktur sichern. Wer schützt und sichert jedoch die besonderen Objekte des kulturellen Erbes – auch unter dem Schlagwort cultural heritage bekannt? Mit dieser Frage beschäftigte sich drei Jahre lang das EU-finanzierte Alpin-Space-Interreg-Projekt CHEERS unter Mitwirkung von Cecilie Foldal und Robert Jandl vom Bundesforschungszentrum für Wald (BFW). Involviert waren elf Forschungsinstitute und 30 beobachtende Institutionen unter der Leitung der italienischen Lombardy Foundation for the Environment. 

Prioritäten setzen 

CHEERS steht für Cultural Heritage Risks and Securing activities. Nationale und transnationale Instrumente, Governance-Systeme und Interventionsleitlinien zu schaffen, war das erklärte Ziel. Es hat lokalen alpinen Gemeinden einen rechtlichen Rahmen vermittelt, um die Sicherung ihrer kulturellen Ressourcen zu organisieren. BFW-Expertise floss dabei in die Bereiche Prozessanalysen von Naturgefahren, Risikomanagement und die Entwicklung von technischen Schutzmaßnahmen. Es galt herauszufinden, ob und in welchem Ausmaß Objekte des kulturellen Erbes gefährdet sind. Orientiert hat man sich am Schweizer Modell, wo Verantwortliche seit langem schon über Prioritäten-Listen schützenswerter Kulturgüter verfügen. “Bei der Zusammenarbeit mit regionalen Verantwortlichen aus den Bereichen Kulturgüterschutz, Denkmalamt, Feuerwehr und Kirche wurden drei Pilotsites für Österreich bestimmt. Stift Dürnstein, Schloss Ambras und die Hofburg Innsbruck standen dabei im Fokus. So wurde etwa in unmittelbarer Nähe des Zentrums von Dürnstein ein Waldbrand simuliert, um den entsprechenden Prozess zu evaluieren”, berichtet Cecilie Foldal.   

Erfahrungswerte aus Norwegen 

Cecilie Foldal, die selbst aus Norwegen stammt, berichtet, dass dort die Verantwortung für den Erhalt von Kulturgütern bei den Gemeinden liegt und diese aufgefordert werden, regelmäßig einen Plan mit Risikobewertung und Zuständigkeiten für alle Kulturgüter zu erstellen. Das beinhaltet auch Aspekte von Naturgefahren, die durch die Änderung des Klimas entstehen. In Aurland (Gemeinde in der Provinz Vestland) etwa gibt es so einen Überblick, in dem alle Kulturgüter, ihr Risiko und die Vulnerabilität aufgelistet sind. Steigender Meeresspiegel, Gefahr von Lawinen und Muren wegen Starkniederschlag oder rasches Tauen des Schnees im Winter und im Frühjahr werden dort erfasst. Essentiell dabei ist es, klare Prioritäten und Zuständigkeiten zu formulieren.  

Kultur als Hoffnung 

Wer erinnert sich? Das Jahr 2018 stand im Zeichen des Kulturerbes. Ziel sollte es sein, die Menschen für das europäische Kulturerbe zu begeistern und ein Gefühl der Zugehörigkeit zu vermitteln. Nach dem Motto “Unser Erbe, Bindeglied zwischen Vergangenheit und Zukunft”. Was ist vier Jahre später davon zu spüren? “Unsere von schweren Krisen bestimmte Zeit lassen Kulturthemen häufig in den Hintergrund verschwinden, obwohl sie ein Trost sein könnten. Dieses Thema ernst zu nehmen und entsprechend zu handeln, wäre ein wichtiger Schritt in unserer Zivilgesellschaft”, sagt Cecilie Foldal.   

Das BFW hat die Aufgabe herauszufinden, ob und wie sehr Objekte des kulturellen Erbes gefährdet sind (Im Bild die Befestigungsanlage Altfinstermünz bei Nauders; Fotoquelle: Franz Geiger, Wikimedia, CC)

Links

Projektwebsite und Outputs: https://www.alpine-space.eu/project/cheers/ 

Projektleiter Österreich: https://www.ait.ac.at  

ORF-Artikel: https://orf.at/stories/3284287/ 

Studie Norwegens Kulturgüter: https://ra.brage.unit.no/ra-xmlui/handle/11250/1548553

Artikel aus dem BFW-Magazin Lichtung: Wertvolle Kulturgüter brauchen Schutz