Eichennetzwanze breitet sich weiter aus – Trend hält 2025 an

Bereits im Sommer 2024 kam es in Österreich zu einem auffälligen Massenauftreten der Eichennetzwanze. Auch 2025 setzt sich die Ausbreitung fort, die Art bleibt weitgehend unbehelligt von natürlichen Gegenspielern und tritt vielerorts in hohen Dichten auf.
Die ursprünglich aus Nordamerika stammende Eichennetzwanze (Corythucha arcuata) wurde 2019 erstmals in Österreich festgestellt. Seither hat sie das Befallsgebiet sukzessive erweitert, 2024 trat sie in größerem Umfang in Erscheinung – besonders in der Steiermark, dem südlichen Niederösterreich und im Wechselgebiet. Meldungen über Schwärme an Fassaden, Fensterrahmen und im Wohnraum, aber auch über Belästigungen von Menschen häuften sich. Die in der Dokumentation der Waldschädigungsfaktoren von den Bezirksforstbehörden gemeldeten Flächen mit Schädigungen verdreifachten sich nahezu gegenüber 2023 und betrugen gesamt 30.000 ha.
Wie ist die aktuelle Situation?
Einträge auf der Plattform iNaturalist aus Kärnten und der steirischen Mur-Mürz-Furche zeigen die weitere Ausweitung des Areals. Seit Mitte Juli kann man wieder vermehrt die flugfähigen, erwachsenen Tiere sehen. Die Eiablage für die zweite Generation im Jahr ist also im Gange. Die geflügelten adulten Tiere sind mobil, nutzen Windströmungen oder Transportmittel zur Verbreitung und suchen neue Wirtsbäume zur Eiablage. Teilweise werden auch siedlungsnahe oder eichenfreie Zonen erreicht – was die Sichtbarkeit für die Bevölkerung erhöht.
Die Tiere saugen an den Blättern verschiedener Laubbäume – bevorzugt an Eichen, aber auch an Hainbuche, Ulme oder Brombeere. Der Pflanzensaftentzug schwächt die Blätter und kann die Samenproduktion der Bäume beeinträchtigen. Laut Expertinnen und Experten ist der Befall jedoch nicht tödlich für die Gehölze, selbst bei starker Wiederholung über mehrere Jahre.
Eichennetzwanze & Mensch
Für Menschen kann es zur Belastung werden, wenn große Zahlen der winzigen Wanzen auf Personen landen, die im Freien unterwegs sind, oder an Hauswände fliegen und dann in die Innenräume kommen. Die Eichennetzwanzen können auch beim Menschen zustechen, in seltenen Fällen können die Stiche Hautirritationen verursachen. Aber anders als die berüchtigten Bettwanzen sind die Eichennetzwanzen keine Parasiten bei Menschen, sondern Pflanzensaftsauger, und der Anstich von Menschen passiert irrtümlich. Kommen viele Netzwanzen durch ein bestimmtes Fenster in den Wohnraum, empfiehlt es sich, dieses ab dem Vormittag bis zum Abend geschlossen zu halten. Tiere, die in Wohnungen eingedrungen sind, können abgesammelt bzw. eingesaugt werden. Der Einsatz von Insektenspray ist nicht zielführend.
Eine gezielte Bekämpfung ist kaum umsetzbar. In Wäldern sind Insektizide, die mehrmals im Jahr und auf großer Fläche ausgebracht werden müssten, aus ökologischen Gründen ausgeschlossen, im Siedlungsraum bleibt ihr Nutzen begrenzt, da rasche Wiederbesiedlung folgt. Der Aufbau natürlicher Gegenspieler ist derzeit noch nicht ausreichend wirksam.
Nicht jede Netzwanze ist invasiv
Heuer erreichten das BFW auch Meldungen zum vermeintlichen Auftreten der Eichennetzwanze an für diese ungewöhnlichen Wirtspflanzen, wie Obstbäume oder Zwergmispeln (Cotoneaster), ohne stark befallene Eichen in der Nähe. In den untersuchten Fällen handelte es sich um die sehr ähnlich aussehende, heimische Birnennetzwanze (Stephanitis pyri), die wie die Eichennetzwanze Saugschäden an Blättern verursacht. Auch ähnliche Belästigung von Menschen wurde berichtet. Die Birnennetzwanze befällt bevorzugt Pflanzen aus der Familie der Rosengewächse, darunter auch Obstbäume.


Der am einfachsten zu erkennende Unterschied zwischen den beiden Netzwanzen ist der vordere Rand der Flügeldecken. Dieser ist bei der Birnennetzwanze (links; Foto: Gernot Hoch/BFW) nach hinten gebogen, bei der Eichennetzwanze (rechts; Foto: James Connell/BFW) hat er einen rechten Winkel, die der Wanze eine breitschultrige Erscheinung geben.
Kommunikation: Marianne Schreck, marianne.schreck@bfw.gv.at