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Wald woanders in … Costa Rica

Costa Rica bestreitet seinen Weg zum klimaneutralen Erholungswald. Es ist ein waldreiches Land mit einem soliden Konzept für Tourismus. Ein Kurzporträt

Costa Rica, ein mittelamerikanisches Land, flächenmäßig so groß wie Österreichs Nachbarstaat Slowakei, gilt in Sachen Ökologie als weltweiter Vorreiter. Gründe dafür liegen in den 80er-Jahren, in denen man sich mit der Tatsache konfrontiert sah, dass unregulierte Holzschlägerungen 75 Prozent des Waldes zerstört hatten. Er musste Plantagen weichen, auf denen intensiv Landwirtschaft – etwa Bananen, Ananas und Kaffee, Weideflächen für Fleischproduktion – und Forstwirtschaft für den Export betrieben wurde. Das führte das Land, das noch bis in den 50er-Jahren zu drei Viertel bewaldet war, in eine Krise, die das Umschwenken im Jahr 1996 erklärt. Es ist das Jahr, in dem sich die Waldpolitik radikal änderte, um einer vollständigen Entwaldung zu entgehen. Öffentliche Wälder wurden unter umfassenden Schutz gestellt. Auch Privatwälder unterliegen seitdem einem strengen Verbot der Flächenumwidmung. Dafür hat Costa Rica – ein Land ohne militärische Ausgaben – tief in die Tasche gegriffen und viel in den Naturschutz in Form von Förderungen investiert. Diese Zahlungen werden dafür verwendet, um Wälder außer Nutzung zu stellen. Die Situation hat sich mittlerweile mit einer Gesamtfläche von 2,6 Millionen Hektar langfristig stabilisiert. Die Hälfte der Fläche Costa Ricas ist – ähnlich wie Österreich – bewaldet und ein Viertel der Fläche gilt als Naturschutzgebiet. Diese wurden gleichzeitig für erholungssuchende Tourist*innen zugänglich gemacht. Mittlerweile ist der Tourismus der größte Devisenbringer, gefolgt von Landwirtschaft und IT. Das Wirtschaftswachstum kann laut GIZ (Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit) als stabil bezeichnet werden. Dennoch wird man an vielen Stellen, der sozialen Ungleichheit gewahr. Sie spiegelt sich in der Armut, die bei 20 Prozent liegt, und in der hohen Kriminalitätsrate in Form von Bandenkonflikten wider. Aber es gibt Programme, die auch an der Stärkung der öffentlichen Einrichtungen für Aus- und Weiterbildung besonders für die junge Generation ansetzen.

Langfristige Politikprozesse

Das erfolgreiche Credo von Costa Ricas Waldagenden etwa liegt in der Integration von wissenschaftlicher Expertise in der Politikgestaltung. Das bezieht sich nicht nur auf die Forschung, sondern auch auf die konkreten Bedürfnisse und Arbeit der materiell benachteiligten Landbevölkerung. Sie wird ebenfalls in diesen Prozess miteinbezogen. Dazu gibt es drei Forschungseinrichtungen, die sich auf akademischer und angewandter Ebene mit Wald auseinander setzen: die Forschungs- und Koordinationsplattform CATIE (Centro Agronómico Tropical de Investigación y Enseñanza), OET (La Organización para Estudios Tropicales) und CCT (Centro Cientifico Tropical) die beiden letztgenannten haben sich nahezu ausschließlich auf die Erforschung des tropischen Waldes spezialisiert. Expertise kommt auch aus Österreich. So etwa bei einem Klimaprojekt, bei dem naturnahe Aufforstung von ehemaligen Plantagen und die Errichtung von Korridoren, die Wälder im Tiefland mit Montanwäldern verbindet, durchgeführt wird. Auch der Austausch zwischen den costa-ricanischen Forschungseinrichtungen und der IUFRO findet statt. Um die große Artenvielfalt, den Wald und die Verfügbarkeit von Wasser langfristig zu erhalten, hat sich Costa Rica ein hohes Ziel gesetzt. Es möchte künftig klimaneutral werden. Ein Teil des Vorhabens ist bereits umgesetzt, da es seit 2015 seinen Strombedarf durch erneuerbare Energien deckt. Die nächste Herausforderung liegt beim klimaneutralen Verkehr, der für den Devisenbringer Tourismus das Um und Auf ist.

Tipps

Waldbehörde in Costa Rica (Fonafifo)

Markus Langenfeld (2017): Waldpolitik in Costa Rica und Chile. Springer Verlag, Wiesbaden