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Wald woanders…Serbien

Blick auf serbische Stadt, ringsum vile Wald

Serbiens Landschaft ist in zwei Teile geteilt: Im Norden erstreckt sich das pannonische Tiefland Vojvodina im Gebiet der Save- und Donauebene. Der Süden ist von schluchtenreichen Gebirgen geprägt. Serbien hat insgesamt 2,2 Mio ha Wald. Das sind 29,1 % der Staatsfläche. Davon sind 53 % in staatlicher und 47 % in privater Hand.

Aufgrund der historischen Erbrechtsstrukturen ist Privatwald ausgesprochen klein strukturiert mit einer durchschnittlichen Größe von 0,2 bis 0,3 ha (Erhebung 2004-2006). Es gibt praktisch keinen größeren Waldbesitz mit Ausnahme jenem der serbisch-orthodoxen Kirche, deren Waldflächen zum Teil restituiert wurden. „Den klassischen privaten Forstbetrieb, so wie wir ihn in Österreich kennen, gibt es nicht“, sagt Alois Schuschnigg, Leiter des Fachbereiches Wald und Gesellschaft am Bundesforschungszentrum für Wald.

Die meisten Privatwaldflächen werden zur Brennholzproduktion, als Niederwald mit Stockausschlag, bewirtschaftet. Die lokale Holzindustrie ist klein strukturiert, jedoch haben sich im vergangenen Jahrzehnt auch internationale Industriekonzerne angesiedelt. Das Holz für die Industrie kommt in den meisten Fällen von den Staatsforstbetrieben. In Serbien gibt es zwei davon, die serbischen Staatsforste und die Staatsforste der autonomen Region Vojvodina. Serbien ist ein sehr diverses Land hinsichtlich seiner Waldgesellschaften mit einem hohen Laubholzanteil von über 70 %.

„Sehr ausgedehnte Buchen- und Eichenwälder erstrecken sich über das Land und im Gebirge sind die Waldgesellschaften vergleichbar mit jenen von Österreich. Dort sind auch Fichte, Weißtanne, Wald- und Schwarzkiefer zu finden“, erklärt Alois Schuschnigg. Deswegen sind Serbiens Buchen- und Traubeneichen-Herkünfte auch für die klimafitten Wälder in Österreich interessant, die sich aufgrund der Klimakrise anpassen müssen.

Bedeutung von Holz im Alltag

Holz spielt in der Energieversorgung eine bedeutende Rolle für die breite Bevölkerung, sowohl am Land als auch in der Stadt. Die Hälfte des geernteten Holzes wird zum Heizen genutzt. „Energieholzproduktion und Preise sind ein politisches Thema, denn es gilt, einkommensschwächere Haushalte mit leistbarer Energie zu versorgen“, sagt Alois Schuschnigg. Eine Herausforderung sind die ungenauen Besitzverhältnisse, da es in den Bezirken unterschiedliche Grundbuchsysteme gibt und Besitz rechtlich nicht einwandfrei zugeordnet werden kann. Das betrifft etwa 80.000 ha. Wenn man in Serbien seinen Wald legal nutzen möchte, muss man Teil einer Genossenschaft sein.

„Das serbische Forstgesetz basiert auf einer komplexen Nutzungsplanung und Kontrolle. Für private Kleinstwaldbesitzer und -besitzerinnen ist das eine Hürde, mit dem Resultat, dass Holz oft nicht legal zu nutzen ist, da es die nationalen Nachweispflichten nicht erfüllt. Zudem hat die Forstwirtschaft in der öffentlichen Wahrnehmung ein schlechtes Image.“

Alois Schuschnigg, Leiter des Fachbereiches Wald und Gesellschaft am BFW

Kahlschlag, Profitorientierung, sektorales Denken: Auch in Serbien erwacht die Zivilgesellschaft. Im Sommer 2022 war es ein großes Thema, als ein Lithium-Werk von dem Unternehmen Rio Tinto gebaut werden sollte. Aufgrund des Drucks der Öffentlichkeit wurde es nicht errichtet.

Serbien hat insgesamt 2,2 Mio ha Wald. Das sind 29,1 % der Staatsfläche.

EU-Erweiterung mit Twinning

Seit 2012 ist Serbien Beitrittskandidat. Im Rahmen gezielter Verwaltungspartnerschaften, Twinning genannt, initiiert die Europäische Kommission Vorbereitungen hinsichtlich der Erweiterungen. Ziel ist die Stärkung von administrativen und justiziellen Ressourcen zur Umsetzung des gemeinschaftlichen Rechtsrahmens. Das BFW ist bei der Gestaltung der Forstpolitik, dem Vorbereiten des Fördersystems und bei der Holzhandelsverordnung tätig.

„Bei Twinning arbeiten wir vor Ort und intensiv mit der Verwaltung zusammen, um den Sektor an den EU-Rechtsrahmen heranzuführen“, erklärt Alois Schuschnigg, der auch BFW-Projektleiter ist. Dabei geht es weniger um Beratung, sondern um die Diskussion, wie das künftige Mitgliedsland agieren möchte. „Resultat sind nicht nur Strategiepapiere, sondern auch breite Akzeptanz”, sagt Schuschnigg.

Aktive Zusammenarbeit

Auf drei neuen Versuchsflächen des BFW (Abteilung Herkunftsforschung und Züchtung) werden serbische Eichen getestet, ob sie für eine klimafitte Bewirtschaftung in Frage kommen. Ein Abkommen mit dem Institut für Forstwirtschaft in Belgrad ermöglichte diese Kooperation.

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