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Russrindenkrankheit gefährdet Ahorn

Spitzahorn

Ahornbäume mit abblätternder Stammrinde, unter der großflächig schwarzer Staub zutage tritt, sind ein Hinweis auf die Pilzart Cryptostroma corticale. Welche Probleme sind für Baum und Mensch zu erwarten?

Schwarze Sporenschicht am Stamm eines Spitzahorns in Wien
Bild: BFW / Thomas Cech

Russrindenkrankheit wird sie landläufig genannt. Ihre Symptome: absterbende Baumkrone mit welken Blättern, flächiges Ablösen der Rinde entlang des Stammes und der großen Äste. Unter der Rinde kommt eine bis zu 1 cm dicke schwarze Schicht aus mikroskopisch kleinen Pilzsporen zum Vorschein. Diese werden durch den Wind verbreitet und bei Regen den Stamm hinab geschwemmt. Fällt man einen noch lebenden Baum, so zeigt sich ein im Querschnitt grünlich, gelblich bis zu bräunlich verfärbter Holzkörper. In Europa betrifft die Russrindenkrankheit vor allem Spitz- und Bergahorn. Auch an dem resistenteren Feldahorn und am Eschenahorn ist sie bereits gesichtet worden. In Belgien treten große Probleme an der Birke auf, was bei uns nur in seltenen Fällen zutrifft. Auch an der Rosskastanie sind bisher nur wenige Fälle dokumentiert.

Unsichtbarer Gegner

Als so genannter Endophyt bleibt Cryptostroma corticale im Holz recht lange unbemerkt. Heiße und trockene Bedingungen begünstigen das Wachstum des Pilzes und führen zum Ausbruch der äußerlich sichtbaren Symptome. Der Pilz schwächt den Baum, zusätzlich bieten Nekrosen im Kronen- und Stammbereich eine Eintrittspforte für andere Krankheitserreger und Schwächeparasiten. In den meisten Fällen sterben befallene Ahorne innerhalb weniger Jahre ab. Bekannte Krankheitsausbrüche gibt es in Österreich hauptsächlich im östlichen Flach- und Hügelland. Es ist anzunehmen, dass es durch die Klimaerhitzung häufiger und an immer mehr Standorten zum Auftreten der Russrindenkrankheit kommen wird.

Gefahr für die Gesundheit?

Kaum eine andere Pilzart ist imstande, in der Natur dermaßen große Sporenzahlen pro Flächeneinheit zu produzieren. Ob eine allgemeine Gefahr von den Sporen ausgeht, ist umstritten. Das Risiko, sich bei Waldspaziergängen mit den Sporen zu gefährden, ist jedenfalls gering. Beim Einatmen von größeren Sporenmengen über längere Zeiträume, zum Beispiel bei Forstarbeiten oder in der holzverarbeitenden Industrie, kann C. corticale allerdingsje nach Disposition und persönlicher Krankheitsgeschichte allergische Reaktionen wie Husten oder Müdigkeit auslösen. Seltener kann es zu ernsthafteren Krankheitserscheinungen kommen, die mit Entzündungsherden in der Lunge, Fieber und grippeähnlichen Symptomen einhergeht. Es wird empfohlen, befallenes Holz nur unter Verwendung von Atemschutzmasken und bevorzugt bei feuchter Witterung (oder unter Benetzung der Stämme mit Wasser) aufzuarbeiten, um das Aufwirbeln von Sporen möglichst gering zu halten. Es wird davon abgeraten, befallenes Holz zum Heizen zu verwenden, um den Eintrag von Sporen in Innenräume zu vermeiden.

Maßnahmen und Bewässerung als Prävention

Bäume mit sichtbaren Sporenlagern sollten besonders im städtischen Bereich gefällt und entfernt werden. Diese Maßnahme dient der Reduktion der Sporenlast, um eine mögliche Ausbreitung zu minimieren. Befallenes Holz sollte auf keinen Fall zerkleinert und offen verbrannt werden, da sonst große Sporenmengen freigesetzt werden können. Befallene Stämme sollten zugedeckt abtransportiert und in einer Müllverbrennungsanlage verbrannt oder alternativ übererdet werden. Zusätzlich geht von den Bäumen ein erhöhtes Sicherheitsrisiko aus: Die Äste brechen ohne Vorwarnung ab. Darüber hinaus sind geschwächte oder tote Bäume anfällig für Wurzelfäule-Erreger, durch die es zur massiven Verringerung der Standfestigkeit und damit Windwurfgefahr kommen kann. Es gibt keine erfolgsversprechende Bekämpfungsmethode gegenüber Cryptostroma corticale. Da die Russrindenkrankheit meist im Zusammenhang mit Hitze auftritt, vor allem mit Trockenstress, ist eine Bewässerung während Hitzewellen als präventive Maßnahme zum Schutz von symptomlosen Bäumen denkbar.

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Rückfragen

Dr. Katharina Schwanda, katharina.schwanda@bfw.gv.at